Freitag, 6. Oktober 2017

Innensicht

So viele Fragezeichen


Ein Versuch, Mut zu machen, in einem Moment, der das so gar nicht zulassen will.

 

Aus der Übung?

Ich wünschte, ich könnte mein Inneres ansehen und verstehen. Nein, nicht das Wunder von Magen- und Darm-Zusammenspiel oder die Komplexität des Blutkreislaufs. Sondern ich meine, wie innerstes Herz und tiefster Verstand funktionieren, einander beeinflussen und wie ich sie steuern oder auch Unbegreifbares annehmen kann. Geht das überhaupt? Ich glaube, einen kleinen Eindruck davon, wie es gehen könnte, habe ich meinem Therapeuten zu verdanken. Er ließ mich mehrfach in meinen Körper reisen: Durch eine kleine Spiegelscherbe hindurch einen Eingang finden, dann einen Ort des Wohlfühlens in mir selbst entdecken. Aber ich schaffe es nicht allein.  

Was ist es, das mich nieder drückt? 

Der Krankenhausaufenthalt hat mich mehr mitgenommen als erwartet, sowohl körperlich als auch seelisch. Ich bin echt aus der Spur und habe im Augenblick keine Idee mehr, wie ich mein fragiles Gleichgewicht zurückerlangen soll. Statt dessen haben sich die Tentakel der Magersucht meiner bemächtigt, in vollendeter Perfektion hat mich das Essenwollen (oder -können?) verlassen. Ich sehe die Scherben meiner Innensicht und finde keinen Zugang zu mir, von einer Reparatur bin ich noch allzuweit entfernt. Und ergebe mich meiner Sucht. Das wiederum schockiert mich völlig, dachte ich doch, ich sei schon sehr viel weiter.

Kontrollverlust und Ausgeliefertsein?

Vermutlich sind das zwei meiner Schlüsselwörter: Kontrollverlust und Ausgeliefertsein. Im Krankenhaus musste ich mich der Kompetenz der Ärzte und Pflegekräfte ergeben, auch körperlich völlig entblößt für einen operativen Eingriff, der genauso ein Eingriff in mein Innerstes war. Als ich vor Angst von der Liege springen wollte, wurde ich festgehalten. Als ich ein Schlafmittel erbat, bekam ich eine Tablette zur Beruhigung. Mit Sicherheit alles zu meinem Besten und niemals als Angriff gemeint. Und doch so ausliefernd. Vielleicht reagiere ich mit der einzigen, für mich stets funktionierenden Methode: Mit meiner Sucht. Hier muss ich in der Therapie sicher noch einmal besonders draufschauen.

Warum notiere ich das?

Indem ich diesen Text aufschreibe, kläre ich für mich, wo ich stehe. Indem ich diesen Text freischalte, stelle ich mich bloß. Indem ich zulasse, dass ein Außen diesen Text liest, erlaube ich ein Miterleben, Mitfühlen, vielleicht Kopfschütteln und Unverständnis. Letzteres ist mir wenngleich nicht egal, so doch unwichtig. Ich bin sicher, dass ich einen Weg hinaus finde aus diesem Loch. Daran will ich weiterhin glauben. Und indem ich diesen Text aufschreibe, erkläre ich mir selbst, dass es ihn gibt für mich, diesen Weg. Diese eine besondere Scherbe. Diese Innensicht.

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...