Sonntag, 28. Januar 2018

Fehltritt oder Rückfall: Änderungsmotivation

Verzwicktes Leben. Halt mich!

 
Warum der post "Fehltritt oder Rückfall: Suchtverhalten" zu besorgten Rückmeldungen führt und was ich darauf antworten möchte.

Bitte um Verständnis. Ein Appell.

Kein Kinderbild.
Seit ich mich mit meinem Suchtverhalten auseinander setze und bei Recherchen auf die Unterscheidung von öffentlicher Fassadenpersönlichkeit und heimlicher Suchtpersönlichkeit gestoßen bin, geht es mir besser. Heißt das doch, dass mein Kampf, mein Zerrissensein, tatsächlich im Prinzip der Sucht begründet ist. Beide Seiten sind echt, in beiden Persönlichkeiten steckt mein Ich-Mich. Ich bin nicht zu doof, um scheinbar einfache Dinge hinzubekommen. Ich kann mich "nicht mal eben disziplinieren und aufhören zu essen" oder "endlich mal normal essen", wie es mir gesagt wird. Ich bin selbst mein härtester Kritiker. Ich habe mir meine Krankheit nicht ausgesucht. Sie quält mich fürchterlich. Mein automatisiertes Verhalten zu ändern, ist unendlich mühsam. Darum dieser Appell, diese Bitte um Verständnis.

Änderungsmotivation. Ambivalenz.

Gleichzeitig bekommt meine Motivation, die beiden Persönlichkeiten einander anzunähern, Dämpfer durch das echte Leben.

Dienstag, 23. Januar 2018

Fehltritt oder Rückfall: Suchtverhalten

Kein Spiel, sondern bitterer Ernst.

Eine Ergänzung. Ein Appell.


In meinem post "Fehltritt oder Rückfall: Körperliche Schäden" beschreibe ich die Folgen meiner Bulimie und Magersucht. Ich möchte den Text heute um eine deutliche Klarstellung ergänzen:

Getrieben. Nie freiwillig.
Bulimie wird auch Ess-Brech-Sucht genannt, Anorexie als Mager-Sucht bezeichnet. Das ist von wesentlicher Bedeutung, denn eine Betroffene oder ein Betroffener handelt niemals freiwillig so wie von mir beschrieben, sondern getrieben von ihrer Sucht, von ihren Zwängen, von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und in andauernder Einsamkeit. Als denkende Menschen sehen wir, was wir tun, wir verachten unser Tun und fühlen uns schuldig, wir wollen es nicht, wir sind voller Scham und Abscheu, aber wir können nicht anders. Gemäß Definition im Duden ist eine Sucht eine "krankhafte Abhängigkeit", ein "übersteigertes Verlangen nach etwas" bzw. eine "Krankheit". Eben eine Sucht!

Auf den Seiten der Klinik am Korso habe ich unter dem Punkt "Bulimie - Krankheitsfolgen" eine m.E. sehr treffende Beschreibung entdeckt:
"(...) Bulimikerinnen entwickeln oft eine Aufspaltung in eine öffentliche Fassadenpersönlichkeit und eine heimliche Suchtpersönlichkeit.

Dichotomie (=Zweigliedrigkeit) bei der Bulimie nach Habermas (1994)
ÖffentlichHeimlich
kontrolliert  -  unkontrolliert
normal   - pervers
enthaltsam   - gierig
perfektionistisch   - chaotisch
attraktiv   - abstoßend
altruistisch  - bedürftig
unabhängig   - abhängig
freundlich  - aggressiv
(...)" 

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Sonntag, 21. Januar 2018

Aufschrei im Kopf

Tinnitus - Willkommen zurück!


Mein Tinnitus ist wieder da, seit Tagen oder Wochen schon. Der Schmerz im Kopf ist so laut, dabei will ich Ruhe haben. Die Umstände sind günstig: Ich bin alleine zuhause. Ohne Harmonie-Klippen kann ich tun, was ich möchte, in meiner Reihenfolge, ein Traum. Ich habe mich so darauf gefreut. Und nun tobt das Geschrei in meinem Kopf. Ich gehe jetzt raus, lasse mich vom Mistwetter umfassen und vielleicht entflechten, filtern, durchlüften, klären...

Samstag, 20. Januar 2018

Fehltritt oder Rückfall: Körperliche Schäden

Meine Gesundheit setze ich aufs Spiel.

Erschreckendes Finale.

Eineinhalb Jahre habe ich geschafft, ohne zu erbrechen. Jetzt bin ich wieder drin. Die Auswirkungen des Erbrechens spüre ich schlimmer denn je, ich bin älter geworden und, ja, auch aus der Übung. Versuch einer Darstellung der massiven körperlichen Beschwerden, die insbesondere meine Bulimie verursacht. Manche Schäden werden bleiben. Überhaupt nicht angenehm zu lesen. Wieder gilt: Auf eigene Gefahr. Kein Spiel, sondern bitterer Ernst.

Exkurs: Ablauf eines Fressanfalls mit anschließendem Erbrechen.


Früher habe ich für meine Anfälle eingekauft, diese geplant und 7 bis 10 mal täglich in großer Eile riesige Massen verbotener Lebensmittel verschlungen. Im Wechsel mit einer entsprechenden Flüssigkeitsmenge konnte ich sicher sein, dass das Erbrechen (E) von Keksen, Kuchen, Eis, Weißbrot mit Butter und Nutella oder Käse und Wurst, Chips, Pommes, Nudeln mit Bolognese-Sauce, Pudding, Schokolade und Pralinen funktioniert. Auf einen Anfall folgte der nächste, sobald der Bauch wieder leer und die Erschöpfung abgeklungen war.

Heute passiert das Erbrechen mit mir.

Freitag, 19. Januar 2018

Fehltritt oder Rückfall: Ein Überblick

Geliebtes. Verbotenes.

Ein Rückfall ist kein Lapsus.


Notgedrungen beschäftige ich mich mit dem Thema Rückfall, Rückkehr zum Suchtverhalten, stöbere diesbezüglich in der Fachliteratur und - selbstredend - ebenfalls im Internet. Auch wurde ich gebeten, abseits der Schlagworte auf meiner blog-Startseite das Thema zu beleuchten und Einblicke zu erlauben. Ich werde es versuchen.

Definitionssache.  

Persönliche Voraussetzung: Ich bin bulimisch. Ich will mit dem Erbrechen aufhören. Ein Rückfall bedeutet, dass ich erbrochen habe. Ich bin kaufsüchtig. Ich will mit dem unkontrollierten Geldausgeben aufhören. Ich trinke zu viel Alkohol, ich will mich mäßigen. Ich lebe sozusagen in einem riesigen Suchtkonglomerat, siehe auch "Mein reizender Cocktail aus Wein, Schokolade, Kaffee, Tabletten, Blut und Schmerz". Ich habe Depressionen und nehme Medikamente, die ich eigentlich wieder absetzen möchte. Grundsätzlich will ich also mein vielfältiges Suchtverhalten ablegen. Hier konzentriere ich mich jedoch auf meine Essstörung.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Notfallplan: Telefonberatung

SOS - Was tun im Notfall?

 
Immer wieder gibt es Situationen, die kaum auszuhalten sind: Vor oder
nach einem Fressanfall (FA), vor oder nach dem Erbrechen, die tiefste oder eine beginnende Depression, der körperlich spürbare Kampf gegen den Rückfall, Schamgefühle, Gefühlschaos überhaupt, ewiges Gedankenkreisen, Einsamkeit ...

Wenn niemand da ist, wenn die Worte fehlen, hilft der Griff zum Telefon. Ich habe mehrfach selbst die Telefonseelsorge Stuttgart bemüht. In meinen Unterlagen bin ich außerdem auf die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gestoßen.

Sie bietet eine Telefonberatung zu Essstörungen an:
Telefon 0221-89 20 31 

Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Montag, 15. Januar 2018

Impuls aus der Romantik

Romantisch, auf dem Kopf.

Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir.

Wie mir ein Impuls von außen ins Auge springt, mir hartnäckig immer wieder einfällt, mich sehr nachdenklich hinterlässt und möglicherweise weiter bringt. Ins Tun kommen. Handeln. Jetzt aber wirklich?!

Ein kurzer Ausflug in die deutsche Literatur.

"Selbstdenken ist der höchste Mut. Wer wagt, selbst zu denken, der wird auch selbst handeln."
Bettina von Arnim, (1785 - 1859), deutsche Schriftstellerin und Vertreterin der Romantik, eigentlich Anna Elisabeth von Arnim, Schwester des Philosophen Clemens Brentano.

Hausaufgaben für die 12. Klasse, glaube ich.

Damals habe ich Bettina von Arnim kennen gelernt - und nicht so sehr gemocht. Doch tatsächlich kehrt die Erinnerung bruchstückhaft zurück, als ich das neue Programmheft vom Hospitalhof in der Hand halte: Gleich auf der 1. Seite will ein Zitat der Schriftstellerin von mir gelesen werden. Will sogar wiederholt gelesen werden. Und turnt seither in meinem Kopf herum.

Dienstag, 9. Januar 2018

Andere Blickweise

Bankgeheimnis anders.

Mensch, bin ich empfindlich.


Warum mich ein Seminarbesuch am Wochenende nicht nur bereichert, sondern auch erschüttert.

Der Hospitalhof in Stuttgart...

...ist für mich ein wunderbarer Ort. Ich mochte die Gegend schon immer, doch nach dem vorsichtigen Umbau vor einigen Jahren ist das Hospitalviertel noch schöner, noch offener, noch einladender geworden. Insbesondere der Raum um und in der Hospitalkirche bzw. dem Hospitalhof gefällt mir sehr. Es gibt Vieles auf den 2. Blick zu entdecken. Ich komme dort zur Ruhe.

Von der Familie befreit...

...habe ich ein Feldenkrais-Seminar besucht, zwei Tage nur für mich, zwei Tage etwas Neues kennen lernen.

Sonntag, 7. Januar 2018

Suchbild

Im Auge des Betrachters.


Was ist das? Ist das echt? Ein Spiegelbild? Verkehrt herum? Himmel und Erde? Was kann ich anfassen? Welches Material spüre ich in meiner Hand? An meiner Wange? Ist es warm oder kalt, hart oder weich? Spielen mir meine Sinne einen Streich? Wo bin ich in diesem Bild, in dieser Welt, bin ich da? Ein Suchbild. Schön.


Auflösung: Hospitalkirche in Stuttgart, ein Wintertag.

Donnerstag, 4. Januar 2018

Schlüsselsätze: Ins Tun kommen

Ins Tun kommen, etwas zu tun haben, etwas schaffen.

Regenbogen fürs Gemüt

Lange lag sie in der Ecke: Meine Wolle. In zwei Klappkisten stapeln sich hunderte Wollknäuele in allen Farben des Regenbogens. Vor einigen Jahren bin ich dem Boshi-Hype verfallen und habe insgesamt bestimmt 200 Mützen gehäkelt und gestrickt und verschenkt. Entsprechend groß ist mein Material- und Bücher-Fundus.

Handarbeiten ist Meditation.

Ich muss raus aus dieser Depression, brauche trotzdem meine Ruhe, meine Pause, ich will nichts tun müssen und auch nicht mehr nachdenken. Beim Aufräumen fand ich vor ein paar Tagen zufällig ein einzelnes Fadenende, daran ein großes Knäuel mit einem angefangenen Häkelstück sowie eine Häkelnadel. Nach kurzer Analyse habe ich das Teil aufgeribbelt, meine Bücher durchstöbert und mich an ein neues Modell gewagt. So ein kleiner Impuls führt mich also zurück zu meinem Hobby, zurück ins Tun, zurück zu einer kleinen Freude, zum Gefühl des Dranbleibenwollens und des Erfolghabens oder Etwasabschließenkönnens. Damit löse ich keines meiner Probleme, sie sind alle immer noch da, doch ich freue mich und fühle mich etwas leichter. Gut für den Moment. Das sollte ich mir merken: Ins Tun kommen gilt auch auf diese Weise.

Mittwoch, 3. Januar 2018

Innerer Kampf

Waren Sie ein angepasstes Kind?

 

Ja, sehr. 


Zahnkontakt
Diese Frage der Psychiaterin fällt mir ein. Meine Antwort lautete: Ja, sehr. Und ich bin eine angepasste Arbeiterin, Ehefrau, Mutter, Schwiegertochter.

Ich glaube, ich bin eigentlich ganz anders. Was ist echt, wer bin ich? - immer öfter drängt diese Frage in mein Bewusstsein, ich entdecke einen älteren post. Seit Jahren, schon immer vielleicht, lebe ich mit angezogener Handbremse. Auf dem Vulkan. Aber ich tanze nicht, sondern ich verstecke mich. Lebe so, wie ich annehme, dass man es tut. Leiste das, was vermutlich von mir erwartet wird. Ich fange auf und federe ab, ich beschütze und tröste. Die paar Mal, die ich ausgebrochen bin, habe ich gelernt, dass ich mit der Reaktion nicht umgehen kann, weil ich anecke. Also schlucke ich es runter. Und kotze es heimlich wieder raus. Dabei vergesse ich meine Träume, mein Ich-Mich, mein Leben. Jetzt ersticke ich daran. Weil ich weiß, was zu tun ist. Weil ich es nicht schaffe. Ich finde mich zum Kotzen.

Montag, 1. Januar 2018

Gnadenlos ehrlich

Noch ein Strafzettel - E.

Und ich habe es wieder getan. Besser: Wieder nicht geschafft. Was ist passiert?
Nichts für empfindsame Seelen, ich bin gnadenlos ehrlich. Bitte gut überlegen vor dem Weiterlesen. Auf eigene Gefahr sozusagen.

Situationsbeschreibung: Wie alles begann.

Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Ich will, dass sie mich alle in Ruhe lassen. So. Punkt. Darum lasse ich sie - erstmals - den Silvester-Film alleine gucken. Endlich auf meinem Sofa, quasi unterm beleuchteten Weihnachtsbaum, bei meinem Buch angekommen, will ich mir nur ein Plätzchen zum Genießen gönnen. Ich habe es schon oft geschafft: Erst 1, dann 2, dann 3 und Schluss. Damit kann ich gut leben. Nicht so dieses Mal. Es sind nur noch 6 Plätzchen übrig, die ich alle essen muss. Viel zu schnell, das einzelne leckere Plätzchen geht in der Hektik verloren. So wie ich. Leider war das Abendessen reichhaltig (Blätterteig-Tasche mit Gemüse-Käsefüllung, davor Kürbissuppe), spontan denke ich ans Klo. Automatisch überlege ich: Wieviel habe ich getrunken? Intuitiv weiß ich, es war wenig. Vermutlich genau die richtige Menge für perfekt einfaches Erbrechen. 

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...