Donnerstag, 22. Februar 2018

Zufrieden sein wie Pumuckl

Weitsicht.

Den Tag nochmal gedreht. Gerade so.


Meine Gedanken fahren Karrussell, der Kopf ist leer, zufrieden sein ist schwer. Und was sich reimt, ist gut. Sagt Pumuckl. Der Tag ist mir entglitten, aber ich habe ihn gerade gebogen.

Der Kobold mit dem roten Haar.

"Hurra, hurra, der Pumuckl ist da. Schwupp, schon ist die Feile weg - wer hat sie wohl weg versteckt? Hurra, hurra, der Pumuckl ist da!" Meister Eder und sein Pumuckl sind Figuren meiner Kindheit und ich wollte immer der Pumuckl sein: frech, wortgewandt, verrückt, ärgernd, witzig und innig verbunden mit seinem Meister Eder. Ja, der Pumuckl, der konnte sich unsichtbar machen, welch' wunderbare Gabe! Der Meister baute ihm ein Bett und eine Schaukel, er rieb sich an und kümmerte sich um ihn. Pumuckl war sehr zufrieden.
Hans Clarin lieh dem Pumuckl seine Stimme. Mir fällt ein, dass ich den Schauspieler als Mädchen sogar einmal persönlich traf. In Aschau, wo Hans Clarin lebte. Das war sehr aufregend und ich erinnere mich genau... Ich war 14, mit Eltern und Schwester am Chiemsee in den Ferien. Ich war außerdem: pubertierend, bulimisch, eine schlechte Schülerin, pummelig, sehr schüchtern, gleichzeitig explosiv und schwer zu ertragen, den Dauerregen verfluchend und Schokolade verschlingend. In Teilen wie mein Pumuckl, aber in noch mehr Teilen bloß unzufrieden mit mir und der Welt. In der Rückschau sehr, sehr schade.

Der Kopf ist leer, zufrieden sein ist schwer.

Schon damals konnte ich nicht aufhören zu denken und zu grübeln. Wie aktuell stets ohne Ergebnis und sich in der Regel wiederholend. Doch heute, an diesem Donnerstag, was ist heute passiert? Warum kommt mir mein Pumuckl nach Jahren wieder in den Sinn? Tatsächlich, weil ich spontan in Reimen dachte und schrieb. Auch weil ich mich am liebsten unsichtbar machen würde. Mich vor der Welt verstecken möchte. Jetzt, beim Notieren bin ich froh über diese Pumuckl-Eingebung, denn der Kobold mit dem roten Haar zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht. Ich versinke nicht in Trübsinn. Sehr gut. Doch was ist eigentlich passiert? 
Ja, nix. 
Nur das Erbrechen ist passiert, 
fast wäre ich daran krepiert.  
Ganz fix.
 Sonst nix. Gar nicht gut.

Verkettung unglücklicher Umstände.

Fünf Dinge sind echt dumm gelaufen heute. Für morgen muss ich daraus lernen, denn morgen wird wieder ein Tag, der anders sein wird als normale Tage. Darum sei das hier notiert und hoffentlich in mein Hirn zementiert, damit ich morgen ohne Erbrechen funktioniere.
  1. Zu wenig gefrühstückt.
    Ich hatte früh morgens schon private Termine, die Zeit reichte nicht für mein normales Frühstück. Anschließend 1 Banane im Stehen, dann schnell ins Büro.
    Das Frühstück war trotz Banane schnell verdaut, erst der Appetit und dann der Hunger meldete sich.
  2. Mittagessen kalt und am Schreibtisch.
    Ich hatte zum Sattwerden vorgesorgt mit (gekauftem) Quinoa-Salat mit Gemüse und Käse, gar nicht kalorienarm sondern reichhaltig, und einem Joghurt zum Nachtisch. Zufrieden war ich trotzdem nicht, also 1 Stück Schokolade von der Kollegin hinterher. Dann passte es.
  3. Kuchen steht rum.
    Nach Erfüllung der Mutter-Pflichten Leerlauf. Alle Kinder waren glücklich unterwegs. Leerlauf ist heiß ersehnt und doch so sehr verhasst, weil verführerisch. So auch diesmal: Der Kuchen stand rum, die Kinder mögen ihn nicht. Ich auch nicht, aber ich esse alles, was süß und schokoladig ist. Das Mittagessen war verwertet, die Leere also auch im Bauch. Ich wollte nur ein kleines Stückchen probieren; zack, da waren 2 große Stücke in mir drin. Grandiose Scheiße.
     
  4. Kontakt mit der Waage = negativ.
    Gestern war ich auf der Waage, das Ergebnis haut mich um: Ich habe wieder zugenommen, mein Bauch ist weich und bildet Speckringe, ich versinke im Boden vor Scham. Was sollen bloß die anderen denken...
  5. Emotional verloren gegangen.
    Montag Nacht war ich sehr mutig. Jetzt habe ich Angst, dass mein Mut verraucht und folgenlos bleibt. Dass meine klaren Worten keine Entscheidung herbei führen. Ich schwimme, bin emotional verloren gegangen. Leer. Überfüllt.
Die Geschichte geht weiter wie immer: Ab aufs Klo, Finger in den Hals, die Tortur beginnt, der Gedanke ans Aufhören streift mich kurz, hinterher falle ich wie tot aufs Sofa.

Für heute habe ich mich gerettet.

Nachdem ich wieder aufstehen konnte, wusste ich eins ganz sicher: Ich darf nicht zuhause bleiben, Möglichkeiten für eine Spirale aus Fressen und Kotzen gibt es allzu reichlich. Viel zu gefährlich ohne die soziale Kontrolle durch meine Kinder. Also: Einer weiteren Eingebung folgend die Laufschuhe geschnürt und raus an die Luft, in die Sonne, die schneidende Kälte und den Wind. Ich kann es noch, trotz monatelanger Pause schaffe ich meine Runde völlig problemlos, beinahe leicht, und kehre nach einer Dreiviertelstunde froh - in Gedanken beim Pumuckl - nach Hause zurück. Für heute spüre ich: Ich habe die Spirale abgewendet. In meinem Inneren erkenne ich ausreichend Kraft, um dem Abendessen und der anschließenden Lust auf Süßes zu begegnen. Und um die Emotionen kommen zu lassen.

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