Freitag, 16. Februar 2018

Allein zuhause

Sofa-Pause. Pausen-Sofa.

Ein Jubelruf.


Nicht 7 Wochen ohne, aber 4 Tage ohne. Ohne Mann und ohne Kinder. Alleine zuhause. Ohne Termine, ohne Arbeit. Was diese Auszeit für mich bedeutet.

Zum ersten Mal seit 14 Jahren...

... bin ich alleine. Nicht in der Klinik im Doppelzimmer, nicht zu einem Seminar im Hotel oder zur Auszeit in der Pfalz, sondern ganz alleine daheim. Nicht für 15 Minuten oder 2 Stunden, aber für 3 Nächte und 4 ganze Tage, für 72 Stunden und ein bisschen was. Ich liebe meine Familie, ich liebe meine Kinder und mein turbulentes Leben. Jedoch, die letzten Jahre haben mich platt gemacht. Sie bringen Seiten an mir zum Vorschein, die ich nicht mag. Diese Jahre zeigen mir, was ich alles kann - und was ich nicht mehr kann. Auch, was ich nicht mehr will. Sie haben mich verändert, erwachsen werden lassen und mich hart im Umgang mit mir selbst und mit anderen gemacht. Ich bin reifer geworden und vor allem viel gesünder. Trotz mancher Widrigkeiten bin ich dankbar für diese Zeiten und stolz, dass ich so lange durchgehalten habe.

Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten...

... spüre ich mich: Ich bleibe morgens liegen, bis ich aufstehen möchte. Ich hole mir einen Espresso und gehe zu meinem Buch zurück ins Bett. Dort habe ich Platz, niemand rutscht auf meine Seite oder klaut meine Decke oder fummelt an mir herum. Ich lausche den Vögeln im Garten, nicht dem Gestreite meiner Jungs. Dann mache ich mir ein Frühstück, starte gemächlich in den Tag. Denn ich habe mir Urlaub genommen, mein Geschenk an mich. Ich höre mein Haus neu, ich sehe mich neu, ich spüre mich neu. Jeden Mittag koche ich für mich trotz innerer Widerstände, später esse ich ausreichend zu Abend, trinke dazu ein Glas Wein und schmecke das Beeren-Bouquet. Ich sitze ohne Zeitung oder Handy am Esstisch, kaue langsam, fast genüsslich und nicht hastig oder alleszermatschend. Mein Körper redet mit mir - und ich kann ihn verstehen! Weil ich Ruhe habe, weil ich mir die Zeit nehme. 

Zum ersten Mal seit vielen Jahren... 

Thich Nhat Hanh
...merke ich, dass Energie zurück kehrt. Ich bin nicht mehr nur erschöpft, müde und wütend. Nein, ich fühle mich stark und energiegeladen. Nicht gebremst, sondern voller Tatendrang. Die Sonne zieht mich raus zum Spaziergang (dabei sollte ich wohl eher joggen), mit einer Freundin gehe ich ins Kino (obwohl ich zuhause weiter aufräumen müsste), mitten am Tag sinke ich aufs Sofa und schaue den wunderbaren Film "Walk with me" (obwohl die Küche völlig durcheinander ist), ich räume auf und um und putze auch. Ich kann wieder atmen! Zum ersten Mal darf ich auf das hören, was ich in genau diesem Moment brauche, was mir gut tut. Fast bin ich euphorisch. Auf Grund meiner Erfahrungen bin ich nicht so naiv zu glauben, dieser Zustand würde dauerhaft anhalten. Das würde mir auch nicht gefallen. Aber genau das werde ich mir bewahren: Die Erkenntnis, dass ich mich spüren kann - und dass ich so essen kann, wie mein Körper und ich es brauchen. 

Mein kleines, großes Fazit:

Ich habe nicht erbrochen, obwohl ich tagelang Zeit und Gelegenheit gehabt hätte. Das ist gut! Jedoch, ich war entgegen der Absprachen auch nicht auf der Waage und habe kein Essprotokoll geführt. Dafür gibt's dann (zu Recht) Ärger vom Therapeuten. Ich will aber wissen, ob ich den Einstieg in den Rhythmus nach meiner Pause schaffen kann. Ich will wissen, ob ohne Kontrolle auch mal funktioniert, wenn ich sie danach erneut aufnehme. Also, ob ich alleine wieder in die Spur komme, die ich im normalen Alltag zum Überleben fahren muss. Demnächst bin ich ohne meinen Therapeuten unterwegs, 4 Sitzungen habe ich noch. Diese 4 Tage und 3 Nächte habe ich zu meinem Übungsfeld gemacht. In meinen Augen habe ich erfolgreich bestanden!

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...