Freitag, 1. Dezember 2017

Schlüsselsätze: Aktivierung

Mobilisieren Sie Ihren Körper!

Diesen Schlüsselsatz aus der Mototherapie mache ich zu meinem Rettungsanker, Notnagel, heilenden Gedanken und Strohhalm: Den Rücken strecken, Kopf hoch, das Kinn gerade, Schultern nach hinten, wach werden...

 

Ins Tun kommen...

... ist verdammt schwer. Aber ich muss aus der Depression raus, muss mein feststeckendes Ich-Mich wieder befreien, damit ich merke, dass ich da bin, damit ich mich anders spüre als im Schmerz. Im körperlichen Schmerz beim Fingernägelkauen oder Putzen bis der Schweiß rinnt, beim Treppe rauf und runter rennen, beim Kopf-gegen-die-Wand-schlagen oder beim Wein trinken bis mir schwindelig ist. Oder beim Erbrechen bis es blutet, was plötzlich wieder so einfach geworden ist.

 

Ins Tun kommen...

... kostet mächtig Überwindung. Es scheint einfacher zu sein, im dunklen Loch zu bleiben. Jedoch, ich will da wieder raus!
Ich hasse das Nicht-aufstehen-Können am Morgen, ich hasse die Lähmung am Nachmittag, wenn alle Energie fort ist. Ich hasse es, wenn mir alles zu viel ist. Ich hasse den Moment, wenn plötzlich zu viel Essen in meinem Bauch ist, aber keine Energie. Ich hasse die Gleichgültigkeit, wenn eh' alles zu spät ist. Ich hasse es, wenn mir meine Kinder zu viel sind. Ich hasse es, wenn ich liebe Freunde abwimmele, die nach mir sehen wollen, wenn ich am Telefon gekonnt vermittle, dass alles in Ordnung ist.

 

Ins Tun kommen...

... geht doch! Gestern bin ich über schneematschige Straßen mit dem Fahrrad gefahren. Mit dreckiger Jeans saß ich anschließend bei meinem Therapeuten auf dem Sessel, ich war da - und von der Kälte geweckt auch in der Lage, diese Stunde an mir zu arbeiten. Wieder eine wichtige, schwere Stunde, hinterher mehr Depression als zuvor. Ins Tun kommen - wie geht das doch gleich? Meinen Körper mobilisieren. Okay, ab nach Hause, einen Umweg über die Felder gewählt, dabei nachdenken, sacken lassen. Pfützen springen mit dem Rad, nass bin ich eh schon. Ich freue mich, fühle mich leichter. Regen auf der Haut, Mistwetter habe ich schon immer gemocht. Und ich schaffe noch mehr: Nachmittags ewiger Streit zwischen den Kindern, Hausaufgaben sind ein Kampf. Also mobilisieren wir uns gemeinsam: Raus aufs Rad, wieder in Schneeregen und Matsch, 4 Kinder und ich im Dunkeln auf den Feldern zum Pfützen springen mit dem Fahrrad. Es ist so schön, wir machen miteinander Quatsch und lachen viel!

 

Ins Tun kommen...

... bedeutet für mich, mir jetzt, heute zu überlegen, wie das Tun aussehen kann, die Ideen zu sammeln, z.B. in einer kleinen Kiste. Damit ich dran komme, wenn ich das Tun brauche. Damit es nicht so verdammt schwer ist, mich zu aktivieren. Damit ich nicht so tief in die Depression rutsche. Damit ich nicht anfange zu essen oder mir weh zu tun. Damit ich mich erinnere, wie gut es sich anfühlt, den Körper aufzurichten, ihn zu bewegen, Wind im Gesicht zu spüren oder Regen auf der Haut, auch Kälte oder Wärme wahrzunehmen. Wenn ich meinen Körper aufrichte, kann meine Seele kaum noch über den Boden schleifen!

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...