Samstag, 23. Dezember 2017

Oh Du Verzweiflung

"Ich weiß auch nicht, warum die Therapie bei Ihnen nichts bringt."

Warum mich ein Telefonat mit der Krankenkasse verzweifelt zurück lässt. Und das so kurz vor Weihnachten.

Noch 7 Therapie-Einheiten, dann bin ich gesund.

Ich bin erledigt.
Mein Therapeut ist ein wunderbarer Mensch. Er weiß, was ich brauche und was mir guttut und kann mir die Richtung weisen. Selbst dann, wenn ich es nicht hören will, oder wenn er es zum hundertsten Mal sagen muss. Er kann strukturieren. Er ist ehrlich. Er kann seine Stimme verändern, so dass ich mich auch in schwierigsten Momenten gut aufgehoben fühle. Ich kann auch offen und ehrlich sein. Ich kann mich fallen lassen und aufgerichtet wieder raus gehen. Nur zaubern kann er auch nicht. Und so bleiben mir nur noch 7 Therapie-Sitzungen, die von der Kasse gezahlt werden. Zum Ehrlichsein gehört auch, dass er mir so etwas sagt. Für die sarkastische Kathrin heißt das: Noch 7 mal, dann bin ich also gesund.

Das finde ich zum Kotzen. Und genau das ist auch passiert.

Ich habe den Tag damit zugebracht, mir Fragen zu stellen: Kann ich noch mehr schaffen? Vielleicht ist der Zustand, den ich erreicht habe, mein Optimum? Liegt die Lösung in noch mehr Medikamenten, in einer weiteren Erhöhung der täglichen Dosis? Will ich noch? Will ich nicht? Kann ich noch? Kann ich nicht mehr? Was passiert mit mir, wenn ich nicht mehr wöchentlich oder zwei-wöchentlich zur Therapie gehen darf? Ist meine Therapieform die richtige? Die falsche? Nicht genug? Zu viel? Arbeite ich gut genug mit? Grundsätzlich fühlt es sich an, als würde ich alles falsch machen, zu wenig leisten, zu wenig an mir arbeiten, zu wenig versuchen, als wäre ich einfach therapie-resistent. Ich finde das alles zum Kotzen. Und ich brauche diese Therapie so dingend, damit er mich schüttelt, aufrüttelt und wieder weiter laufen lässt...

Mögliche Alternativen?

Also, eigentlich scheidet Fressen und Kotzen aus vielerlei Gründen aus. Soweit bin ich immerhin schon. Trotzdem habe ich es nicht verhindert - wie, um mir selbst klar zu machen, dass ich es noch kann, dass ich wirklich krank im Hirn bin. Und krank im Gefühl. So habe ich mir gestern also leider den Finger in den Hals gesteckt und mich gequält, bis ich nicht mehr konnte. Hinterher zwei Whisky, fertig. Heute morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht. Definitiv keine Alternative! Aber ob ich was draus gelernt habe? Mein Therapeut gab mir noch wichtige Hinweise mit: Ich kann die Therapie für eine Weile selbst zahlen. Ich kann die Krankenkasse wechseln. Es gibt Möglichkeiten. Allerdings: Ich zahle die Ernährungsberatung und die Kunsttherapie schon selbst. Meine Ernährungsberaterin macht eine psychotherapeutische Begleitung (vernünftigerweise) zur Bedingung für ihre Behandlung. Ich stehe hier und weiß nicht weiter.

Es ist Weihnachten.

Sowieso eine schwierige Zeit für alle Essgestörten. Ich will mich auf das konzentrieren, was jetzt dran ist: Weihnachtsvorbereitungen. Dabei will ich versuchen, auf mich zu achten, Pausen zu machen, Dinge liegen zu lassen, Zeit mit den Kindern zu verbringen, mein Buch zu Ende zu lesen. Vermutlich werde ich die Kunst des Verdrängens nutzen, darin bin ich stille Meisterin. Trotzdem will ich versuchen, bei meinen Standards zu bleiben, auch wenn es schwer fällt: 2 Mal pro Woche auf die Waage steigen, täglich das Essprotokoll führen und mit Fotos dokumentieren, am Essensplan für die Woche festhalten, vor dem Essen stets kurz den tatsächlichen Grund für das Essen und die Portionsgröße bedenken. Beim Alkohol maßvoll sein. Jedes Glas notieren, jeden Keks, jedes Stück Schokolade. Das habe ich mir fest vorgenommen. Schleifen lassen gilt nicht. Aber, was sagte mein Therapeut: "Es gibt doch keine hundert Prozent." Bei aller Disziplin will ich versuchen, milde mit mir zu sein. Milde sein, ohne schleifen zu lassen. Das ist mein persönliches Ziel für die nächsten Tage. Dann kümmere ich mich weiter um die Krankenkassen.

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...