Sonntag, 24. Dezember 2017

Schlüsselsätze: Standards einhalten

Ins Tun kommen: Regeln befolgen, Standards einhalten, einfach nur ins Tun kommen!

Darüber habe ich schon geschrieben - im Hinblick auf die körperliche Aktivierung. Natürlich gilt dieser Schlüsselsatz insbesondere auch für den Umgang mit dem Essen, täglich, bei jeder Mahlzeit, in jeder Essens-Situation.

Ins Tun kommen...

Verführung im Büro.
... ist immer noch oder immer wieder verdammt schwer für mich. Aber ich will es versuchen. Nach meinem erneuten Erbrechen umso mehr. Ich habe diesbezüglich viele Baustellen. Als stille Meisterin der Vermeidung kenne ich natürlich meine Wege, diese Baustellen zu umgehen. Alles nur Umwege. Ich muss dahin, wo die Angst ist. Noch so ein Schlüsselsatz.

Doch konkret: Essprotokoll.

Ein vergleichsweise guter Tag.
Ich stelle fest, dass ich gefährdet bin. An den familiengefüllten Tagen mehr als sonst, wenn wir alle zuhause sind, wenn Dinge erledigt werden müssen, wenn Streit geschlichtet werden will, wenn Familienessen gekocht werden muss, wenn der Alltag geballt auf mich einschlägt. Ins Tun gekommen: Formular ausgedruckt, tapfer ausgefüllt, abgeheftet, wieder angeschaut, rekapituliert, innegehalten, nachgedacht, ergänzt. Zusätzlich Fotos gemacht von jedem Keks, jedem Stück Schokolade.


Noch konkreter: Strafprotokoll.

Strafzettel E.

Irgendwie bin ich ja doch schon weit gekommen: Vom täglichen Erbrechen, bis zu 7mal oder auch 10mal am Tag, hin zu eineinhalb Jahren ohne Erbrechen. Jetzt bin ich reingerasselt in einzelne Vorfälle, vereinzeltes Erbrechen. Noch kann ich die Vorfälle zählen, mehr sollten es nicht werden. Ich hoffe, dass ich das nicht nur aufschreibe, sondern selbst auch wirklich will. Jedenfalls führe ich nun ein Strafprotokoll, das jeden Vorfall dokumentiert, so ehrlich wie möglich, so detailliert wie möglich. Beim Aufschreiben fühle ich mich nackig, ziehe blank, spüre den Schmerz und die absolute Niederlage erneut. Die Angst kommt, die Panik, die Sorge, es niemals zu schaffen. Ich gehe dahin wo die Angst ist, blicke den Tatsachen ins Gesicht und schreibe auf.

Total konkret: Wiegeprotokoll.

Diesen Daten gehe ich am liebsten aus dem Weg, dieser Zettel ist mein Angst-
Tatsachen-Bewältigung.
Zettel, der Akt des Wiegens der blanke Horror: Ich gehe morgens, ohne Kleidung, unbedingt nach der Toilette, vor dem Essen, ganz alleine auf die Waage. Manchmal dauert es eine Viertelstunde, bis ich es geschafft habe. Lächerlich. Aber wahr. Anschließend muss ich diese Zahl aufschreiben, fürchterlich. Immer noch: Freude, wenn das Gewicht runter geht, Panik, wenn es hochgeht, jede Schwankung eine Katastrophe. Mein Körper hilft mir nicht, ohne diese Zahl fehlt mir jede Kenntnis meines Gewichts, ich fühle mich stets zu fett. Also gehe ich dahin, wo die Angst ist und schreibe die verhassten Zahlen auf. Ich versuche, die Waage nicht als Feind zu betrachten, sondern als Werkzeug zur Unterstützung.

Auch konkret: Wochenplan.

Ich kehre zurück zur wöchentlichen Essensplanung mit den Kindern. Immer freitags überlegen wir gemeinsam, was gegessen wird. Das hilft mir beim Einkauf, aber auch dabei, meine Angst vor dem Essen im Zaum zu halten: Es gibt keine Unsicherheiten, sondern Geplantes, im Umkehrschluss allerdings auch wenig Spontaneität. Letztere bringt mich immer noch sehr aus dem Konzept, Unsicherheit ist meine große Herausforderung. Darum plane ich die Mittagsmahlzeiten und bleibe bei Frühstück und Abendessen bei meinen Standards.

Standards zum Überleben: Über Weihnachten und darüber hinaus.

Ja, so kann ich gut überleben und das Thema Essen in den Hintergrund drängen. Hoffentlich auch an den jetzt anstehenden Feiertagen. Das Essen ist längst nicht mehr so präsent wie früher. Aber auch wieder etwas präsenter als es schon mal war... Ich gehe ins Tun und habe diesbezüglich einige Aufgaben, ganz konkrete, sehr echte Dinge zu erledigen. Erfolgreich bestanden habe ich die Feiertage, wenn ich all' das standhaft ausgeführt habe, was mit meinem Therapeuten und meiner Ernährungsberaterin vereinbart ist, wenn ich nicht erbrochen habe, wenn mein Gewicht im Rahmen bleibt. Wünscht mir Glück!

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...