Montag, 1. Januar 2018

Gnadenlos ehrlich

Noch ein Strafzettel - E.

Und ich habe es wieder getan. Besser: Wieder nicht geschafft. Was ist passiert?
Nichts für empfindsame Seelen, ich bin gnadenlos ehrlich. Bitte gut überlegen vor dem Weiterlesen. Auf eigene Gefahr sozusagen.

Situationsbeschreibung: Wie alles begann.

Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Ich will, dass sie mich alle in Ruhe lassen. So. Punkt. Darum lasse ich sie - erstmals - den Silvester-Film alleine gucken. Endlich auf meinem Sofa, quasi unterm beleuchteten Weihnachtsbaum, bei meinem Buch angekommen, will ich mir nur ein Plätzchen zum Genießen gönnen. Ich habe es schon oft geschafft: Erst 1, dann 2, dann 3 und Schluss. Damit kann ich gut leben. Nicht so dieses Mal. Es sind nur noch 6 Plätzchen übrig, die ich alle essen muss. Viel zu schnell, das einzelne leckere Plätzchen geht in der Hektik verloren. So wie ich. Leider war das Abendessen reichhaltig (Blätterteig-Tasche mit Gemüse-Käsefüllung, davor Kürbissuppe), spontan denke ich ans Klo. Automatisch überlege ich: Wieviel habe ich getrunken? Intuitiv weiß ich, es war wenig. Vermutlich genau die richtige Menge für perfekt einfaches Erbrechen. 

Situationsbeschreibung: Wie ich kämpfe.

Und dann kommt mein persönlicher Hammer. Ich stehe auf, gehe Richtung Küche mit dem Ziel, ganz schnell ganz viel zu trinken, um das Erbrechen umöglich zu machen. Schließlich will ich das ja aufhören, und so viel habe ich über den Tag auch nicht gegessen, es waren gute Sachen dabei, normale Portionen, ausgewogenes Essen, Gesundes, nur zwei Stücke Zartbitter-Schokolade und dann die paar Kekse. Bis aufs Gramm genau habe ich abgespeichert, was ich bis jetzt zu mir genommen habe. Mein Kopf rattert die gesamte Argumenten-Kette runter. Jedoch: In meinem Inne(re)n kommt nichts an. Die Gelegenheit ist außerdem günstig, ich bin unbeobachtet, von oben höre ich Kinderlachen. Ich sehe mich von außen, ich bin schon beinahe in der Küche, dann drehe ich auf einem Fuß um, stolpere fast, erreiche die Toilette, nur ein kurzer Versuch, ich höre sofort wieder auf, ich schwöre es. Ich schaue mir zu und lache dreckig über die Gestalt, die sich selbst belügt, ich weiß ja schon, wie es endet. 

Situationsbeschreibung: So endet es.

Über die Kloschüssel gebeugt, will ich immer noch aufhören. Aber ein Versuch schadet ja nicht, nur die Kekse sollen wieder raus, wirklich nur die Kekse. Nur der Scheiß-Zucker, das Scheiß-Fett, die Dickmachersachen, die verbotenen Dinge. Zwei Finger der rechten Hand in den Hals, mit der anderen Hand den Bauch gedrückt, das Würgen beginnt. Und überraschend einfach werde ich die Kekse und noch viel mehr wieder los. Ich mache weiter, kein Aufhören, Schwur gebrochen. Mittendrin im Strudel der Erleichterung ist das Aufhören unmöglich geworden, bis nur noch Galle kommt und ich mir die Finger einfach nicht mehr in den Hals rammen kann. Das dreckige Lachen vom Außen wird zum bitteren Weinen des Innen. Der körperliche Schmerz in Magen, Speiseröhre, Mund, Augen und Ohren vereint sich mit dem Brennen in Herz und Seele zu einem Ungetüm der Niederlage, gepaart mit scheinbar unendlicher Linderung. Welch' Widersprüchlichkeit, welch' Zerrissenheit, wie bescheuert bin ich eigentlich, wie krank ist das.

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...