Sonntag, 16. Dezember 2018

Einblick in die Therapie

Gefangen.

Bubbles...


..., überall Bubbles: Seifenblasen, Illusion, Halluzination, Traum, Fiktion, Wahn, Fantasie, Wahrheit? Bubbles eben. Einblick in eine von vielen Therapiesitzungen.

Wieder ein Status Quo.

Wie gesagt, habe ich die Frequenz meiner Therapiesitzungen erhöht. Ich muss mich also fast wöchentlich den Fragen meines Therpeuten stellen. Zunächst die hard facts, die guten, die Haben-Seite zuerst: Ich habe mein Leben und damit auch das Leben meiner Familie auf den Kopf gestellt; nach langem und schwerem Ringen habe ich eine Entscheidung getroffen, die uns alle betrifft und Vieles verändert. Der Schritt war überfällig und so schwer wie noch nichts bisher in meinem Leben. Trotzdem gehört dies auf die Haben-Seite, obwohl es sich überhaupt nicht gut anfühlt.
Ich war angstvoll auf der Waage. Ich habe alle Rückfälle analysiert und notiert. Außerdem habe ich noch das normale Leben gestemmt mit seinen vorweihnachtlichen Terminen und Verpflichtungen, Klassenarbeiten und Referaten, Kindergeburtstag, vielen Kinderarzt- und Schulterminen, wichtigen Gesprächen, einem Chorkonzert - und meinem Job. Die schlechten hard facts verschweige ich nicht: Ich bin in meiner Küche kollabiert und 1 Nacht auf der Intensivstation gelandet. Ich erbreche mehrfach wöchentlich. Ich trinke zu viel Alkohol und esse unkontrolliert nur Mist. Ich gehe abends nicht ins Bett, versinke ewig-sinnlos im Internet und schlafe viel zu wenig. Ich investiere horrende Summen in Dinge, die ich haben muss und doch nicht brauche. Das ist Raubbau an meinem Körper, sehenden Auges sozusagen mache ich mich kaputt. Raubbau an meiner Seele. Und an meinem Bankkonto.

Trotzdem eine Belohnung.

Bubbles.
Wie stets erwartet mich nach meinem Bericht und einigem Nachforschen die folgende Frage: "Wie kann ich Ihnen heute helfen? Was brauchen Sie von mir?" Oft stehe ich hilflos da und weiß es nicht, dann finden wir gemeinsam eine Antwort. Dieses Mal wünsche ich mir eine Fantasiereise: Ich möchte abtauchen in schöne Farben und Töne, in angenehme Gefühle und Gedanken, die mich beflügeln und tragen und einen Moment vergessen lassen, wo ich herkomme. Ich will die Erinnerung daran in meinem Innen verankern und später wieder abrufen. Mein wunderbarer Therapeut hat sich für mich schon zu Beginn unserer Zusammenarbeit eine besondere Form der Körperreise überlegt: Ich wandere angeleitet durch meinen Körper bis zu einem Ort, an dem ich verbleiben möchte, weil ich mich dort wohlfühle. Dafür lehnt er sich in seinem Sessel zurück, macht die Beine lang und die Augen zu.
Hol' mich hier raus.
Das ist die Aufforderung an mich, es ihm gleich zu tun. In der Vergangenheit habe ich auf diese Weise schon einige gute Kontaktaufnahmen zu mir selbst erlebt - und tief in mir verankert. Doch dieses Mal gelingt es mir nicht, positiv gestimmt aufzutauchen und zurück zu kehren ins Hier und Jetzt. Schon das Ausstrecken meiner Beine, das Auflösen meiner Kauer-Haltung fällt mir schwer, auch das Augenschließen. Die leise Stimme leitet mich. Doch kaum in meinem Körper angelangt, hetze ich los und immer weiter. Ein Ort zum Innehalten bleibt mir verwehrt, statt dessen laufe ich gegen Begrenzungen aus elastisch-stabilen Seifenblasen, in die ich hineinspringe, um erneut fortgeschleudert zu werden. Die Luft zum Atmen fehlt mir. Ich stecke in der Dauerschleife. Dankbar folge ich endlich der lauter werdenden Stimme, öffne schnell die Augen, ziehe meine Beine wieder heran und umschließe sie mit beiden Armen. Die als Belohnung gedachte Reise hat mich abgeschossen.


Das Gute suchen und finden.

Die Flucht ist mir nicht gelungen. Keine schönen Farben und Erinnerungen, kein gutes Körperempfinden. Sondern eher ein Grausen. Zum Glück bleibe ich damit nicht alleine, muss aber dennoch bald den geschützten Therapieraum verlassen. Diese Sitzung arbeitet lange in mir nach: Ich glaube zu verstehen, dass ich in meiner Fantasiereise meinen eigenen Status Quo erlebt habe. Mein Leben ist im Umbruch, an vielen Stellen reiße ich Mauern ein oder renne gegen Wände, wo ich die Tür (noch) nicht finden kann. Auf mir lastet eine große Verantwortung für meine Kinder und auch für meine eigene Gesundheit. Ich befinde mich in einem Zustand dauerhafter Spannung, ständiger Auseinandersetzung und ewigen Zweifelns sowie vieler Wiederholungen. Das spiegeln mir diese zähen Bubbles, die in meinen Kopfbildern so gar nichts Schönes, Verspieltes haben. Ich habe es also nicht geschafft, mir harmonische Bilder herbei zu zaubern. Doch ich habe der Wahrheit ins Auge geschaut - sie lässt mich nicht mehr los, lässt sich nicht verstellen, verbergen, zudecken, fortlügen oder beschönigen. Das ist gut so. Also mache ich weiter, schaue nach vorne und gehe einen Schritt nach dem anderen. Morgen ist wieder ein neuer Tag. Klingt fast esoterisch. Für mich ist es vor allem eines: schlüssig.

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...