Donnerstag, 14. Juni 2018

Fehltritt oder Rückfall: Ungeschönte...

...Wahrheit. Ohne E wie Erbrechen.


Für alle die, die nicht glauben wollen, dass es unmöglich sein kann, mit dem Essenverschlingen und Immerweiteressen aufzuhören. Für alle, die diese Fressanfälle so oder ähnlich auch kennen. Für alle die, die jeden Tag wieder aufs Neue versuchen, es besser zu machen. Nur Mut!

Fakten. Fakten. Fakten.

Wochenende, ein Sonntag. Unsere Mahlzeitenstruktur leidet an diesen freien Tagen, das Mittagessen wird i.d.R. auf den frühen Abend verschoben. So auch
Fresszettel.
dieses Mal. Der Kühlschrank ist leer, das dunkle Brot verschimmelt. Außerdem will bei der Hitze jeder nur herum liegen, keiner kümmert sich ums Essen - ich auch nicht, ätsch. Nur, für mich hat es sofort Konsequenzen, wenn ich meine Struktur verlasse. Ich weiß es und halte mich doch nicht daran... Im Ergebnis sieht es so aus, dass ich den ganzen Tag, nach einem wenig nahrhaften Frühstück, ums Essen herum geschlichen bin: Richtig gesucht habe ich, an der Tür zum Süßigkeitenschrank und zum Kühlschrank gekratzt. Beschämt habe ich mir von außen dabei zugesehen. Doch der Gedanke an irgendetwas Süßes, Fettes verlor sich einfach nicht! Auf Bewegung hatte ich keine Lust, so unterbrach ich bloß ständig mein Buch für die Futtersuche und das Futterfinden. Herausgekommen ist hinterher neben einem vollen Bauch ein hingeschmierter Fresszettel, der das Essenverschlingen und Nichtaufhörenkönnen dokumentiert. Und ein Buch, von dessen Inhalt ich nicht viel erinnere. Ich habe den Zettel weggeworfen und nur fürs Foto wieder hervor gekramt. Blanke Scham verhindert die Analyse, zunächst.



Analyse. Analyse. Analyse.

Jetzt: Mut zur Analyse. Notwendigkeit der Analyse. Schließlich will ich meine Erfolge für mich reproduzierbar machen. Also:

Ich hätte noch viel mehr essen können, mein Magen hat Riesenkapazität - immer noch. Ein echter Fressanfall hätte nach dem "Jetzt ist es eh schon egal"-Moment, also nach Gummibärchen, Brot und Wein, keineswegs geendet. Ich hätte noch tafelweise Schokolade, geschichtet mit Eis und Käse-Butter-Broten, draufgeschaufelt. Um mich dann quälend und langwierig zu erbrechen. Um hinterher mit schmerzendem Körper und verzweifeltem Innern im Bett zu liegen.

Ja, maßlos bin ich, wenn ich einmal angefangen habe. Für alle, die das nicht kennen: Es ist ein fürchterliches Gefühl, nicht mehr aufhören zu können, nicht mehr entscheiden zu können was richtig wäre, nur noch getrieben zu sein vom Zwang zu fressen. Es ist wie eine Lähmung mitten im Tun, wie eine Bewusstlosigkeit im Aktionismus. Der Fresszettel weist meine Maßlosigkeit aus. Der Fresszettel zeigt außerdem, dass es es mir im Innen gar nicht gut geht. Wäre ich ausgeglichener unterwegs, hätte ich mich nicht so dringend be- und abfüllen müssen - so einfach und so verflixt schwer ist das. Jedoch: Die Angst vor der Quälerei hat den Fressanfall trotzdem begrenzt! Ich kann also in elenden Momenten inzwischen noch denken, manchmal, immer öfter, immer wieder.

Das Ergebnis ist beschämend, konnte ich tatsächlich kaum aufhören zu fressen. Für mich ist es trotzdem ein Erfolg, so konfus das klingt. Mein Gefühl spricht leider (noch) gegenteilig. Und bestimmt zeigt die Waage wieder ein Kilo mehr, aber ich habe nicht erbrochen, nicht erbrochen, nicht erbrochen! Und damit habe ich an diesem Tag ein wichtiges Ziel erreicht: Mein Ziel, vor allen anderen, ist nämlich, mit dem Erbrechen aufzuhören. Nie wieder möchte ich so tief fallen wie damals, als ich nur noch für's Nichtessen oder für's Erbrechen lebte.

Außerdem möchte ich lernen, bewusst und gut zu essen und ganz intuitiv mit den Portionsgrößen umzugehen. Ich will essen, ohne zuzunehmen und ohne diese fürchterliche Angst vor'm Zunehmen. Das versuche ich parallel, ich übe täglich, ich übe ständig. Das nächste Wochenende, der nächste freie oder chaotische Tag, die nächste Essenseinladung kommt bestimmt. Dann will ich bewusst an der Mahlzeitenstruktur festhalten. Denn wenn ich ehrlich bin, sehe ich am Fresszettel, was - neben meiner emotionalen Not - die abendliche Maßlosigkeit (mit) verursacht hat: Das unregelmäßige Essen, völlig verschoben in den Abend. Das tut mir einfach nicht gut. So sieht's aus. Nächstes Mal folgt ein neuer Versuch. Nur Mut!


Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...