Und der geht so:
Ich schlendere an einem Samstag durch die Stadt.
Nur Jeans und Pullover, eine Jacke ist nicht nötig, dazu bequeme Sneaker. Von Straße zu Straße und von Geschäft zu Geschäft lasse ich mich treiben. Ich habe Zeit. Ich lausche der Musik der Straßenmusiker und höre die Beschallung in den Eingangsbereichen der Kaufhäuser, fröhliche Gespräche anderer Passanten, rufende Kinder, vielleicht einen Streit; manchmal werde ich angstoßen oder weggeschubst. Ich war lange nicht mehr hier.Die Schaufenster inspirieren mich, ich lasse mich locken. Die Auswahl ist groß, die Schlagen vor den Umkleidekabinen sind lang, mir ist sehr warm. Macht nichts. Ich probiere dieses oder jenes an, lasse vieles auf dem Ständer zurück und überlege: Was finde ich schön? Die Antwort fällt leicht, ich entscheide intuitiv. Erschöpft vom Schauen, von Auswahl und Anproben verlasse ich irgendwann die Einkaufsmeile. Im Gepäck habe ich ein neues Oberteil, eine passende Hose und sogar einen Bedeanzug in der richtigen Größe und nicht in schwarz, sondern farbig. Ich freue mich!
Ich brauche eine Pause. Das Café mit den Sitzen unter dem Vordach gefällt mir. Zum Espresso bekomme ich unaufgefordert ein Glas Wasser, ich habe Lust auf ein Stück italienischen Mandelkuchen. Ich schmecke die Mandeln mit einem Hauch Orange, die Bissen zergehen mir auf der Zunge, so lecker. Fast möchte ich die Augen schließen. Nach dem halben Stück merke ich: Es reicht, ich bin gesättigt. Ich lege die Gabel aus der Hand, bleibe noch eine Weile sitzen und beobachte. Wie schön diese Stadt ist, wie sehr ich sie mag. Und wie gerne ich hier lebe!
Mit der U-Bahn fahre ich nach Hause. Ich bekomme sogar einen Platz, kann meine Beine ausstrecken. Die Fahrt schenkt mir nochmals einen anderen Blick auf meine Stadt, von oben nach unten sozusagen. Mit dem Fahrrad fahre ich vom Bahnhof nach Hause, der Wind ist frisch, ich rieche den Herbst. In der Küche brennt Licht, meine Familie ist schon beim Abendessen. Ich setze mich dazu, esse eine Kleinigkeit mit. Wir erzählen, jeder von seinem Tag. Wir hören einander zu und wir sind alle da. Es ist lebendig, jeder von uns gehört dazu und wir gehören zusammen.
Und nun: Was fehlt? Nichts. Was für ein schöner Traum, denke ich jetzt. Ich bin nicht getrieben, sondern frei. Ich sehe und höre, ich rieche, ich nehme wahr. Ich traue mich in Umkleidekabinen und U-Bahnen. Ich esse soviel Mandelkuchen wie ich mag, bin plötzlich satt und höre einfach auf, ich brauche nicht das ganze Stück zum Glück. Ich freue mich an der Lebendigkeit zuhause, stoße einfach zum Abendessen dazu und esse intuitiv mit, soviel wie ich brauche. Keine Notwendigkeit, zu planen, abzumessen, zu erlauben oder zu verbieten. Das passiert ganz von selbst... Ja, das ist mein Traum.