Sonntag, 24. September 2017

Selbstverletzendes Verhalten

Gnadenlos ehrlich: So sieht's aus.

 

Nur eine Gewohnheit?

Ich erinnere mich, dass ich schon als Mädchen meine Fingernägel abgekaut habe. Meine Mutter schöpfte so ziemlich jede moderne Ablenkungsmethode aus, sogar übel schmeckenden Nagellack. In der Pubertät arbeitete ich mich eigenmotiviert daran ab, mit dieser Angewohnheit aufzuhören. Die Finger im Mund und hinterher blutende Nagelhaut fand ich selber hässlich. Die Außenwirkung wurde mir wichtig. Irgendwie habe ich es sogar geschafft, die Gewohnheit abzulegen, allerdings kam dann fast übergangslos die Bulimie.
Gekauft habe ich bestimmt 100 verschiedene sogenannte Produkte zur Hand- und Nagelpflege. Meine Finger begann ich zu schützen, manchmal sogar zu pflegen. Die Nagelhaut zupfe ich allerdings immer noch; mal mehr, mal weniger.

Warum ich niemals offene Schuhe anziehen kann.

Es gibt Zeiten, in denen ich sogar Ringe tragen kann. Aber niemals offene Schuhe, schöne Sandalen oder Flipflops. Denn: Meine Finger habe ich im Griff, aber meine Zehen sind völlig ramponiert. Ich habe so ausdauernd jeden einzelnen Zehennagel bearbeitet, d.h. abgezupft, eingerissen, abgeknibbelt, abgebissen, dass die Nägel nicht mehr nachwachsen und die Nagelhaut zerstört ist. Dies geschieht immer automatisch; ganz besonders im Sommer, wenn die Socken fehlen. Aber auch sonst. Fürchterlich peinlich. 

Wird die Not zu groß,...

... fühle ich mich wie ein Vulkan. Dann stehe ich kurz vor der Explosion, voller Energie weiß ich doch nichts mit mir anzufangen. Voller Bewegungsdrang, will ich nur aufs Sofa. Voller Sehnsucht nach Ansprache und Hilfe, ziehe ich mich zurück. Umgeben von Leben, will ich doch nur meine Ruhe haben. Voller Entsetzen sehe ich mir von außen zu, wie ich die Schokolade öffne. Oder den Wein. Ich schaue mir in den Kopf und lese meine Gedanken oder Sehnsüchte, ohne sie zu verstehen oder unterbrechen zu können. Reingrätschen klappt nicht immer. Dann will ich nur noch erbrechen, Schmerzen im Hals spüren, Blut schmecken. Aber ich erbreche ja nicht mehr. Was bleibt mir also? Mein Vulkan ist ja nach wie vor aktiv, mein Ich-Mich ist immer noch hin und wieder Matsche. Seit ich nicht mehr erbreche, nimmt das Knibbeln und Zupfen, das Abreißen und Kauen wieder massiv zu. 

Gnadenlos ehrlich zu sein,...

... habe ich mir ganz fest vorgenommen. Ich will mich selbst nicht mehr bescheißen. Ich will mir selbst vertrauen lernen. Also blicke ich auf meine Hände und Füße und stelle fest, dass ich mich weiterhin selbst verletze. Doch ich wage zu glauben und zu hoffen, dass diese abgeschwächte Form erstmal ok ist. Nicht schön, aber auf jeden Fall besser als das Erbrechen. Irgendetwas brodelt noch in mir, das ich noch aufdecken und womit ich umzugehen lernen muss. Damit ich vielleicht in diesem Leben doch nochmal Sandalen tragen kann.

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...