Umbrüche. Abschiede.
Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurecht; es ist aus meinem Kopf verschwunden; eher macht sich Appetitlosigkeit breit, bevor ich zu viel esse. Doch auch das kommt vor, vergeht jedoch zum Glück ohne Erbrechen. Jedenfalls meistens. Erbreche ich doch, ist es ein einzelner, fürchterlicher Vorfall.
Ich bin alt geworden. Beim Erbrechen platzen mir Äderchen rund um die Augen, die als kleine rote Punkte sichtbar bleiben, bevor sie langsam vergehen. Ein Vorfall nimmt mich tagelang mit, hinterlässt Spuren in Gesicht und Magen, ich bleibe mit dauerhaftem Herzrasen zurück. Dafür reicht meine Kraft nicht mehr - in der Ironie wieder großes Glück.
Umgang mit Krisen.
Daran habe ich gearbeitet und tue es weiter, bin weit entfernt von fertig. Vielleicht werde ich damit auch niemals fertig? Die Fragen des Lebens kehren, so glaube ich inzwischen, in den verschiedenen Lebens-Phasen zurück. Die eigene Lebens-Erfahrung macht die Beantwortung möglich oder kann sie möglich machen. Dann ist es gut, alt zu sein. So der Plan.
Manchmal jedoch schlägt das Leben zu. Wenn der Körper sich verändert, runder wird, Hormone schwingen. Kinder die Schule beenden, ausziehen. Wenn das Leben Krankheiten und Verluste bringt. Wenn der Job mehr Raum einnehmen darf, alles fordert und ich alles gebe. Und: Corona hat mir den Rückzug beschert, manche Leine habe ich gekappt. Jetzt ist es nicht gut, alt zu sein, jetzt will ich Energie zum Aufbruch. Das ist eigentlich der Plan.
Umbrüche. Anfänge.
Lange Zeit, Jahre inzwischen, kam ich fast ohne Hilfe zurecht und ließ sie auslaufen. Meine Kontrolltermine in der Klinik nahm und nehme ich allerdings immer wahr. Denn: Trete ich zurück, beobachte ich an mir eine Sensibilität und Empfindsamkeit, die bleibt. Die manchmal alte Muster, verheilt geglaubte Wunden aufreißt. Dann droht die Depression, mich mitzureißen. Das ist überhaupt nicht der Plan.
Auch eine Suchtverschiebung bemerke ich, die mir nicht gefällt. Daran muss ich arbeiten und daran werde ich arbeiten. Die Lösung habe ich noch nicht gefunden, aber den Weg begonnen. Diese Lebens-Phase erfordert also eine neue Zieldefinition. Irgendwann komme ich zum Ziel, obwohl ich weiß, dass ich eine sehr, sehr langsame Arbeiterin bin, was mein Innerstes angeht.
Allen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern, die bei mir geblieben sind, danke ich von Herzen. Allen Mitbetroffenen, die mitgelesen haben, sage ich: Bitte gebt niemals auf! Wir hören an anderer Stellen voneinander. Wie gesagt, hier mache ich Pause, hier muss ich Pause machen. Es kommt eine andere Zeit. Danke.