Wir haben etwas zu sagen!
Während meines letzten Aufenthaltes in der Klinik habe ich auf Station M3b7 wieder wundervolle Frauen getroffen. Einige von ihnen aus dem Esskonzept kommen hier zu Wort. Ich versuche, die Fragen in Form einer Selbstauskunft zu beantworten. Und merke, das ist gar nicht so einfach...Selbstauskunft.
Kathrin, 43 Jahre alt, zum 3. Mal auf Station (jetzt für 4 Wochen), Bulimie, Binge-Eating, Depression, Angststörung
- Brainstorming: Was fällt mir zum Klinikaufenthalt ein?
a) Mein Nasenpiercing: Beim 1. Klinikaufenthalt gedacht als finale Selbstverletzung. Zwar habe ich es nicht geschafft, das Erbrechen sofort zu stoppen, aber ich habe das Aufhören eingeleitet.
b) Dankbarkeit: Die Pflegekräfte, Ärzte und Therapeuten sind fast alle noch da, es gibt wenig Fluktuation, so dass ich mich sofort wieder wohl fühlte.
c) Klinikraum = Übungsraum: Sensible, empathische Menschen, die auf unterschiedliche Weise krank sind, die auf engem Raum zusammen leben und manchmal aufeinander prallen. Das schult: Grenzen erkennen, Grenzen setzen, für mich selbst einstehen, aushalten oder unterbrechen, Gemeinschaft üben oder Pause suchen, meinen Raum nutzen, um Hilfe bitten.
d) Abwesenheit von Zuhause: insgesamt 27 Wochen innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre, haben meine Kinder ausgerechnet. - Was würde ich gerne über meine Zeit in der Klinik erzählen?
Beim 1. Aufenthalt habe ich Wochen gebraucht, um erstmals über mich zu reden, um unaussprechliche Worte in den Mund zu nehmen ("Bulimie", "Suizid"). Jetzt kann ich sofort hinschauen und in die Therapien einsteigen. Diese empfinde ich als extrem konfrontativ, herausfordernd und anstrengend - im Ergebnis wirken sie sehr erhellend. Man sagt mir, ich hätte viel geschafft. Ich sehe, dass ich immer noch krank bin. Beides muss ich in meinem Inneren zusammen bringen und dran bleiben... - Wie mache ich draußen weiter?
Mein amublanter Therapeut und meine Ernährungsberaterin werden mich noch eine Weile begleiten. Qigong (Chigong) möchte ich weiter machen. Ein echtes Hobby wäre schön. Ich freue mich auf die Rückkehr ins Büro.
Mein großes Ziel: Der Umgang mit Essen muss noch leichter werden. Dafür muss ich vom Denken und Wissen ins Tun kommen... - Ein Tipp, eine besondere Erfahrung, ein hilfreicher Link oder
eine Buchempfehlung, Erkenntnisse, die ich teilen möchte?
Raus aus der Heimlichtuerei, sich anvertrauen, nicht alleine bleiben in der Not. Das Gegenüber hat eigene Möglichkeiten, sich zu schützen oder selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich habe nie Ablehnung gespürt, nur Mitgefühl oder Fassungslosigkeit, auch Verzweiflung. Gemeinsam ist es leichter. Empfehlen kann ich außerdem die Telefonseelsorge. - Wie geht es mir jetzt, jetzt in diesem Moment?
Ich weiß es nicht.