Sonntag, 16. Dezember 2018

Einblick in die Therapie

Gefangen.

Bubbles...


..., überall Bubbles: Seifenblasen, Illusion, Halluzination, Traum, Fiktion, Wahn, Fantasie, Wahrheit? Bubbles eben. Einblick in eine von vielen Therapiesitzungen.

Wieder ein Status Quo.

Wie gesagt, habe ich die Frequenz meiner Therapiesitzungen erhöht. Ich muss mich also fast wöchentlich den Fragen meines Therpeuten stellen. Zunächst die hard facts, die guten, die Haben-Seite zuerst: Ich habe mein Leben und damit auch das Leben meiner Familie auf den Kopf gestellt; nach langem und schwerem Ringen habe ich eine Entscheidung getroffen, die uns alle betrifft und Vieles verändert. Der Schritt war überfällig und so schwer wie noch nichts bisher in meinem Leben. Trotzdem gehört dies auf die Haben-Seite, obwohl es sich überhaupt nicht gut anfühlt.

Sonntag, 2. Dezember 2018

Input vom Außen

Impuls-Moment.

Nicht vom Innen


Es geht mir nicht gut. Vom Innen kommt nichts, nur leere Wünsche. Ich stecke fest im Gedankenkarussell. Doch ich weiß: Den schwersten Schritt bin ich gegangen, jetzt muss ich dran bleiben an der Umsetzung, Wissen sammeln, Fakten schaffen. Ich stelle mir kleine, sehr konkrete Aufgaben, die ich abwickeln muss. Und ich lese wieder ab und zu, kann mich manchmal auf kurze Texte konzentrieren. Ich sammle sozusagen Inspirationen vom Außen. In loser Reihenfolge.

Freitag, 9. November 2018

Einblick...

Wieder da.

... in die Depression.


Wie fühlt sie sich denn eigentlich an, die Depression? Diese Frage stelle ich mir selbst. Vielleicht liefert mir die Antwort Ansatzpunkte für einzelne Schritte hinaus aus der Misere. Zunächst mache ich mich im folgenden wieder einmal nackig. Achtung: Nicht schön zu lesen.

Sonntag, 4. November 2018

Lichtblicke

Das Gute wahrnehmen.
Perspektiven.


Mir geht es gar nicht gut. Meine Fingernägel sind abgekaut, ich schlafe schlecht und viel, Anziehen und Zurechtmachen für den Tag fällt mir sehr schwer, am liebsten würde ich mich im Bett verstecken. Meine Familie leidet aus vielerlei Gründen. Die Dinge potenzieren sich. Und trotzdem finde ich Lichtblicke, die ich teilen möchte.

Sonntag, 28. Oktober 2018

Schallgrenze

Ich.*

Diagnose: Adipöse Depression.


Mein Versuch, so normal zu leben wie mein Umfeld - gescheitert. Einfach laufen lassen - funktioniert nicht. Dabei wünsche ich mir nichts mehr, als ohne Gedanken an Essen und Figur den Tag zu verbringen. Statt dessen sehne ich schon morgens den Abend herbei und immer so weiter, verfluche jede Mahlzeit, alle Freude geht verloren. Es grüßt die Depression. Die Diagnose lautet: Adipositas. Schwarz auf weiß. Von der Ärztin bestätigt.*

Freitag, 19. Oktober 2018

Statusmeldung

So unendlich müde.

Schweres Leben.

Seit Wochen spüre ich, dass mir das Aufstehen schwerer fällt. Morgens starte ich noch gut, doch mittags schlafe ich sofort ein und komme nach 2 Stunden im Tiefschlaf nur unter Mühen wieder hoch. Den Wecker schalte ich gefühlte 20 mal auf stumm, denn ich weiß: 20 Minuten dösen wären besser für mich als 2 Stunden. Heute arbeite ich nachmittags und freue mich über den freien Vormittag. Doch ich habe ihn komplett verschlafen. Mir fehlt die Energie, mich dem Alltäglichen zu stellen. Warum das so ist? Versuch einer Statusmeldung mit Bestandsaufnahme.

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Zwischenruf

Grenzüberschreitung!


Mit meinem jüngsten Sohn und seinem Freund, beide fast 11 Jahre alt und ca. 140 cm groß, unterwegs in der Stadt. Folgendes ist passiert:

Einmischung. Wertung. 

Wir befinden uns in einer Buchhandlung. Die Jungs stöbern bei den Comics und ich bei den reduzierten Mängelexemplaren. Das mache ich gerne, finde ich doch immer irgendein Schnäppchen. Ich halte ein Buch mit dem Titel "Abnehmen, ganz ohne Sport" in den Händen und blättere lose von einer zur nächsten Seite. 

Erklingt von der Seite eine Stimme: "Ich kann Ihnen sagen, wie Sie ganz einfach ohne Sport abnehmen werden." Ich scanne mein Gegenüber: Älterer Herr, hager, über 70, schätze ich, im Sessel am Fenster sitzend. Ich, stehend, schaue auf ihn herab - doch das wird mir erst später klar. Zunächst fühle ich mich nämlich wie eine ertappte Schülerin und sehr, sehr klein. Ich sage nichts.

Sonntag, 7. Oktober 2018

Fester Vorsatz

Ab Montag, aber ganz bestimmt ab Montag!


Mein Selbstbelüge.
In der Wiederholungsschlinge. Ich schaue in mich hinein, male und schreibe meine Gedanken auf. Beim Lesen erschrecke ich ob der Banalität meines Selbstbelügens. So bekannt, so oft gedacht, so häufig gelebt, so oft gescheitert. Auch schon häufig gesiegt, aber in der 'Ab Montag-Schlinge' stecken meine Gedanken noch immer fest, fest, fest.

Sonntag, 30. September 2018

Verflixte Intuition

Die Sache mit dem Essen-Lernen.



Aberklardoch!
Das Thema Essen und ich, wir kennen uns schon sehr lange. Aber wir pflegen keine Harmonie-Beziehung, sondern eine Hass-Liebe, die richtig tief geht und weh tut und unlösbar scheint. Im post "Größte Verunsicherung - als ich anfing, essen zu lernen..." schreibe ich über Selbstverständliches: Appetit, Hunger, Sättigung zum Beispiel. Jetzt wage ich einen Rückblick von diesen Anfängen hin zum Heute, zu meinem Neustart. Immer geht es um's Essen, die Gedanken sind nie frei.

Sonntag, 23. September 2018

Neustart

Zurück auf Anfang

Neustart oder 'zurück auf Anfang'? Die Ferien sind vorüber, das schöne Wetter auch. Ich atme dankbar die regenreiche Luft. Die langen Monate der Hitze haben mich angestrengt: Zu viel Sonne, zu viele kurze Röcke und scheuernde Oberschenkel, zu viel Eis und Aperol Spritz, insgesamt zu viel zu tun. Ich starte neu, auch, indem ich zurück auf Anfang gehe.

Überwältigungen.

Ich höre auf meine innere Stimme.

Diese meldet sich durchaus. Und ganz häufig übergehe ich die Signale, weil ich sie nicht wahrnehmen will. Ich scheue nämlich die Auseinandersetzung, das weiß ich inzwischen. Lieber mag ich Harmonie - selbst wenn sie aufgesetzt oder herbei gelogen ist. Aber: Damit ist Schluss, ich will meine innere Stimme zumindest wahrnehmen, die Signale bewerten, abwägen, um dann für mich selbst entscheiden und auch einstehen zu können.

Montag, 3. September 2018

Ferien

Große Pause

Innehalten.

Donnerstag, 9. August 2018

Frei gelegt

Fest verinnerlichte Glaubenssätze.


Angriff. Explosiv.
Als Schreiberling suche ich mir Worte, um selbst zu begreifen, den tieferen Sinn zu entdecken. So legen, in der Retrospektive notiert, meine persönlichen Lebensschritte einen roten Faden frei: Ich stehe vor der Rebellion, vor einer Gefühlsexplosion nach bedürfnis-toten Jahren. Wenn ich offen und ehrlich bin, weiß ich, wo ich ungehorsam werden möchte. 

Und jetzt?

Ätsch.

Rebellion konkret.


Wieder erfordert der voran gegangene post eine Ergänzung. Rebellion, was bedeutet das konkret? Es heißt für mich, in den Ungehorsam zu gehen, den Aufstand zu proben, ganz praktisch anders zu handeln als bisher. Möglichst, ohne andere dabei zu verletzen. Das allerdings ist unrealistisch.

Hier stehe ich nun.

Nach einer langen Phase der Verhaltensanalyse und Verhaltensänderung, die mein Leben gerettet hat, ist nun Raum, meine Gefühle und Bedürfnisse, meine Sehnsüchte und Wünsche zu entdecken. Meine eigenen. Aus mir selbst heraus. Ich habe sozusagen den Panzer abgeschlagen und stehe ziemlich nackig und verletzlich da, einige alte Brösel bedecken mich noch, die Schutzfunktion ist allerdings dahin. Ich wage Brüche: Konkret wechsle ich den Beruf und arbeite nach einer Pause niederschwellig, meine zahlreichen Ehrenämter gebe ich sukzessive auf. So verschaffe ich mir Zeit und Luft. Mein nächstes Umfeld sieht dem Prozess hilflos und verständnislos und wortlos und ängstlich zu. Wir funktionieren weiter, jeder für sich und nach außen den gesellschaftlichen Standards und Erwartungen entsprechend. Nur: Ich habe mich verändert. Trotzdem fresse ich noch, nehme weiter zu, erbreche von Zeit zu Zeit, betäube die Depression medikamentös. Einige Symptome begleiten mich nach wie vor.

Flieger.
Fazit: Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr weiter komme. Mich selbst habe ich verändert, mein nächstes Umfeld wollte und will nicht mit oder ich ließ ein Mitgehen nicht zu. Freunde haben längst verstanden, was jetzt dran ist. Ich auch, doch meine zaghaften oder taktlosen Versuche scheitern. Beim Versuch, mir Klarheit zu verschaffen, lege ich nicht nur meinen roten Faden, sondern auch fest verinnerlichte Glaubenssätze frei. Dafür brauche ich überraschend viel Platz, so ergibt sich schon der nächste post. Dran bleiben!

Samstag, 4. August 2018

Mein roter Faden

Status Quo: Schrei nach einer Konklusion!


Mein letzter Beitrag ruft - von mir erneut gelesen - nach einer Ergänzung. Entstanden heute morgen um 8 beim Joggen.

Status Quo: Re-read.

Manchmal stolpere ich über meine eigenen Worte und über den Inhalt meiner Texte. Manches wiederholt sich; vieles beschämt mich; oftmals spüre ich Selbstmitleid, was ich mit mir und meinem Ich so gar nicht vereinbaren kann und will. Eigentlich möchte ich Lösungen finden, nach vorne schauen, umsetzen, erschaffen, zufrieden stellen... Die Nächte sind derzeit unglaublich heiß, ich wache früh auf. Vor dem heutigen Morgenlauf blieb also Zeit für einen re-read meines letzten posts. Und während des Laufs erörtere ich in aller Ruhe und Monotonie die inhaltlichen Aspekte. Wieder klingt etwas nach und arbeitet in mir - und schreit nach einer Egänzung.

Donnerstag, 2. August 2018

Status Quo

Warten auf die Depression 


Warum ich in ambivalenter Habachtstellung bin und mir eine Depression herbeisehne.  

Status Quo 

Ich komme zurecht, gehe gerne zur Arbeit und freue mich dort über die Anerkennung und die vielfältigen Aufgaben, die inzwischen auf meinen Schreibtisch gelangen. Zurück zuhause, sorge ich für Mittagessen und kurze Rücksprache mit den Söhnen, die gerade da sind. Diese widmen sich anschließend ihren eigenen Dingen und organisieren sich selbst. Schließlich sind Ferien. Und ich? Ich gehe ins Bett, schlafe eine Weile – so ungefähr zwei Stunden – und werde dann nur unter Mühen wieder wach, von Tatkraft keine Spur. Die alltäglichen Hausarbeiten schaffe ich kaum, sie gehen mir nicht mehr leicht von der Hand, sondern werden zur Belastung. Vieles lasse ich unerledigt, jetzt bin ich echt faul. Völlig energielos. Wichtiges schiebe ich stetig vor mir her. Mein wunderbarer Therapeut sorgt sich wegen meiner Stagnation. Ich halte mich für mutlos, er nennt es willenlos.

Mittwoch, 11. Juli 2018

Back to Reality

Grauen. Haft.

Neulich bei der Schneiderin.


Warum mich ein kleiner Dialog aus der Fassung bringt und nachhaltig niederdrückt.

Die Situation. 

Am Samstag brachte ich drei Hosen zur Änderungsschneiderei. Mein jüngster Sohn begleitete mich. Nachdem alle Hosen mit den jeweils richtigen Schuhen anprobiert und zum Kürzen markiert waren, füllte die Schneiderin den Abholschein aus - und musterte mich erneut eingehend. Ein Dialog ergab sich:

Sie: "Haben Sie zugenommen?"
Ich: "Ja."
Sie: "Wieviel haben Sie zugenommen? Was ist passiert?"
Ich: "Ähm."
Sie: "Sie waren doch schon öfter bei mir. Aber, nein, sowas..."

Wir nehmen unsere Fahrradhelme und gehen, also, ich flüchte. Kaum vor der Tür, stellt mir mein Sohn folgende Frage:
Malte: "Warum fragt die dich, ob du zugnommen hast?"
Ich: "Naja, ein wenig stimmt das ja."
Malte: "Du machst drei mal in der Woche Sport. Hör' auf zu labern. Das sind Muskeln."

Mit seiner Wortwahl bin ich nicht ganz einverstanden, doch in der Sache ist Malte in diesem Moment das Beste, was mir passieren kann. Er ist sich der Hintergründe nicht bewusst; er sieht mich nur so, wie ich bin, und versteht das alles eigentlich nicht, weil er gar kein Problem mit meinem Aussehen hat. Aber, er spürt meine Betroffenheit und erkennt, dass für mich eine Grenze überschritten wurde. So eine triviale, unwichtige Situation wiegt für mich schwer. Malte hilft mir mit seiner offenen Ernsthaftigkeit durch den Moment.

Meine Reaktion. 

Ich fühle mich eh' beschissen mit meiner Figur. Für mich stellt sich die folgende Frage: Wie gehe ich jetzt damit um, dass mir von Außen so geradeheraus bestätigt wird, was ich weiß und was mein größter Horror ist? Ich habe zugenommen. Und zwar so viel, dass es auffällt. Nicht nur mir, sondern fremden Personen, quasi der ganzen Welt. Zunehmen ist scheiße, bedeutet Versagen. So denke ich und das Außen auch. Ich fühle mich ertappt, darum trifft mich diese unbedachte Aussage wie ein Hammer mitten ins Herz. Schließlich weiß ich genau, wo die Kilos herkommen: Zu viel Alkohol, zu viel Kuchen und Schokolade, zu viel Brot mit Butter und Käse. Ohne Kotzen bleibt alles im Körper und wandert als Fettrolle auf den Bauch. Total klar. Wenn es doch bloß einfacher wäre, dagegen anzugehen.

Sofort denke ich über Lösungsmöglichkeiten nach:
  1. Reaktion: Nahrungsaufnahme einstellen.
    Hm. Schaffe ich sowieso nicht.
  2. Reaktion: Kotzen.
    Blöde Idee. Schließlich habe ich mühsam mit dem Erbrechen aufgehört bzw. bin noch dabei. Aber es wäre so einfach, wieder anzufangen. Raus, raus, raus mit dem schlechten Essen. Allerdings: Dauerhaft wieder Fressen und Kotzen? Keine Option. Hallo, Logik, Verstand, wo seid ihr?
  3. Reaktion: Totale Verzweiflung.
    Wie schon am Mittwoch beim Sport, als der schwere Körper dem schnellen Kopf nicht hinterher kam und schnaufend fast zusammenbrach. Aber nur fast.

Und jetzt? 

Heute kann ich die Hosen abholen, doch ich war noch nicht dort. Ich traue mich nicht hinein. Ich spüre, dass die Tränen wieder näher unter der Oberfläche sitzen. Um mich herum gestählte Mama-Körper und ICH schaffe es nicht mal, irgendein Gewicht zu halten...

Schade, eigentlich wollte ich über die Aussage schreiben: "Puh, ich bin noch satt. Ich kann noch nicht wieder was essen." Eigentlich wollte ich stolz sein auf mich. Nach dieser Begegnung mit der Realität fällt mir das wieder schwer.

Dennoch: Es ist früher Abend, später gehe ich zum Sport und will versuchen, bei mir zu bleiben. Ich habe ausgewogen gegessen, hoffe auf ausreichend gesunde Energie für den langen Lauf durch den Wald. Ich will mich innerlich stark machen und dran bleiben. Am Sport und am Essenlernen. Ohne Kotzen.

Ergänzung: Donnerstag, 12.07.2018 
Über das Zunehmen habe ich schon einmal im gleichnamigen Post geschrieben. Ich erschrecke selbst, wieviel Raum dieses Thema einnimmt. Für mich ist es (leider) nach wie vor Quelle des Unglücks, ganz existentiell. 

Ergänzung: Donnerstag, 11.10.2018
Im Zwischenruf erzähle ich von einer ähnlich grenzüberschreitenden Situation, über die ich mir im Nachgang noch viele Gedanken gemacht habe.

Sonntag, 17. Juni 2018

Nachtrag

Zum Zwanghaften. Eine Ergänzung.


Als ich meinen letzten Post "Ungeschönte Wahrheit. Ohne E wie Erbrechen." noch einmal lese, kommt mir ein Gedanke, den ich ergänzen möchte.

Einmal, vor langer Zeit, versuchte ich einem Menschen aus meinem nächsten Umfeld meine Zwänge zu erklären. Die Antwort: "Dann disziplinier' Dich halt!" Das fällt mir heute beim Lesen ein. Die Aussage hat damals eine Tür zugeknallt, die ich nun aufbrechen muss, da ich mich meinem Außen öffne. Inzwischen weiß ich, dass viele Menschen so denken. 

Ich möchte dann erwidern: Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch und meist sehr hart und unnachgiebig mit mir selbst. Mir selbst Fehler oder Unschärfen, Unsicherheiten zuzugestehen oder gar zu verzeihen, lerne ich erst. Mein Leben verlief geplant und strukturiert, ich bin selten ausgebrochen, sondern eine extrem disziplinierte Tochter, Schülerin, Frau, Studentin, Ehefrau, Mutter, Arbeitnehmerin mit hohen Ansprüchen und Standards bezogen auf meine eigene Leistung und Funktion.

Vielen betroffen Mädchen und Frauen, Jungen und Männern durfte ich auf meinem Weg schon begegnen, die ähnlich gestrickt sind wie ich: Der Hang zur Perfektion eint uns, von Disziplinlosigkeit sind wir weit entfernt, halte ich fest. Hier möchte ich pauschalieren.

Allerdings: Bei diesem einen Thema, dem Essen, hakt es. Da werden wir maßlos, werden von unseren Zwängen überrollt, wir können nicht anders. Keine Floskel, das ist so. Wir brechen aus in unterschiedliche Formen der Essstörung. Aber das ist keine fehlende Disziplin, sondern Machtlosigkeit. Letztere ist ein wesentliches Merkmal von Zwängen. Diese wiederum sind ein Merkmal von Suchterkrankungen, einfach und unwissenschaftlich gesprochen. 

Ihr im Außen, Ihr dürft Euch das  so vorstellen: Wir fahren im Auto mit schlechten Bremsen, die bedingt duch einen Wackelkontakt unzuverlässig und unvorhergesehen ausfallen oder funktionieren. Wir ahnen, dass ein Defekt vorhanden ist. Doch wir kümmern uns nicht, schließlich ist es bisher immer gut ausgegangen. Wir haben Angst, näher hinzuschauen, große Angst. Vielleicht müssen wir uns mit Werkstätten herum schlagen oder auf das Auto eine Weile verzichten. Undenkbar. Also setzen wir uns eben weiter der Gefahr aus.

Es ist unfassbar schwer, Zwänge zu durchbrechen und abzulegen. Das bedarf jahrelanger Auseinandersetzung, Übung, guter Therapeuten und großer Ausdauer. Und Disziplin. Die 'alte' Aussage von damals schmerzt noch immer, doch ich begreife heute auch, wie schwer es für das Außen ist, mich zu verstehen. Inzwischen kann ich bei mir eine Stärke und Kraft entdecken, die ich mir selbst nie zugetraut hätte. Darum bin ich schon so weit gekommen und habe einen großen Teil meines persönlichen Tales durchschritten. Das fühlt sich gut an. An alle: Nur Mut!

Donnerstag, 14. Juni 2018

Fehltritt oder Rückfall: Ungeschönte...

...Wahrheit. Ohne E wie Erbrechen.


Für alle die, die nicht glauben wollen, dass es unmöglich sein kann, mit dem Essenverschlingen und Immerweiteressen aufzuhören. Für alle, die diese Fressanfälle so oder ähnlich auch kennen. Für alle die, die jeden Tag wieder aufs Neue versuchen, es besser zu machen. Nur Mut!

Fakten. Fakten. Fakten.

Wochenende, ein Sonntag. Unsere Mahlzeitenstruktur leidet an diesen freien Tagen, das Mittagessen wird i.d.R. auf den frühen Abend verschoben. So auch
Fresszettel.
dieses Mal. Der Kühlschrank ist leer, das dunkle Brot verschimmelt. Außerdem will bei der Hitze jeder nur herum liegen, keiner kümmert sich ums Essen - ich auch nicht, ätsch. Nur, für mich hat es sofort Konsequenzen, wenn ich meine Struktur verlasse. Ich weiß es und halte mich doch nicht daran... Im Ergebnis sieht es so aus, dass ich den ganzen Tag, nach einem wenig nahrhaften Frühstück, ums Essen herum geschlichen bin: Richtig gesucht habe ich, an der Tür zum Süßigkeitenschrank und zum Kühlschrank gekratzt. Beschämt habe ich mir von außen dabei zugesehen. Doch der Gedanke an irgendetwas Süßes, Fettes verlor sich einfach nicht! Auf Bewegung hatte ich keine Lust, so unterbrach ich bloß ständig mein Buch für die Futtersuche und das Futterfinden. Herausgekommen ist hinterher neben einem vollen Bauch ein hingeschmierter Fresszettel, der das Essenverschlingen und Nichtaufhörenkönnen dokumentiert. Und ein Buch, von dessen Inhalt ich nicht viel erinnere. Ich habe den Zettel weggeworfen und nur fürs Foto wieder hervor gekramt. Blanke Scham verhindert die Analyse, zunächst.

Montag, 4. Juni 2018

Inspiration

... aus dem Kleiderschrank ...


Ohne Worte. Mal eben so. Zufällig entdeckt. Ein Lichtstrahl. Richtungweisend?

So einfach ist es leider nicht. Aber eine nette Idee. Vielleicht lässt es sich damit ein wenig leichter weiter laufen ...

Sonntag, 27. Mai 2018

Total verzerrte Wahrnehmung

Weglaufen geht nicht - Auseinandersetzung muss sein.


Im Spiegel sehe ich eine Frau mit einem schönen, schmalen Gesicht, mit kurzen dunklen Haaren, die von grauen Reflexen durchzogen sind. Eine etwas krumme Nase hat sie mit einem kleinen Piercing. Und diese Augen - so dunkel und intensiv. Bin ich das? Ja, das bin ich. Nur der Teil abwärts vom Hals schien mir immer total falsch, den wollte ich nicht. Das ändert sich langsam. 

Der Spiegel offenbart meine Körperschemastörung.

Den Blick in den Spiegel habe ich immer vermieden; in meinem Haus gibt es erst seit meinem 1. Klinikaufenthalt vor 3 Jahren eine Ganzkörperansicht. Trotzdem habe ich unzählige Stunden schon als Mädchen und junge Frau vor  Spiegeln oder Fensterscheiben verbracht: mit puberärem oder durchtrainiertem
Traumhaft: Barbieland.
Bauch, mit wenig und später
mit schwangerem Bauch, auch mit stolz-weil-dürr-Bauch. Dann in magerem Zustand ganz ohne Bauch oder jetzt mit weichem Speck-Bauch. Nie hat der Spiegel gezeigt, was ich so dringend sehen wollte: Einen perfekten, dünnen, wohlgeformten, strahlend schönen und makellosen Körper. Weiblich, sexy, jedoch bitte ohne Brust und Hüfte und Schenkel, ohne jede Delle oder Welle. Wie sehr sich das gegenseitig ausschließt... Und egal, wie dünn ich war, ich war nie dünn genug, sondern im Spiegel immer fett. Willkommen im Denken und Fühlen meiner verzerrten Selbstwahrnehmung!

Mittwoch, 23. Mai 2018

Schlüsselsätze: Über das Zunehmen

Es geht doch um den Menschen dahinter!


Wie Perlen auf einer Schnur.
Gerade fällt mir auf, dass diese Aussage eine Perle ist. Eine Perle, die mir - verborgen in einer schwierigen Therapiestunde - begegnete und die mir im Gedächtnis blieb. Eine Perle, die ich jetzt erst aufgefädelt habe. Darum nehme ich den Ausruf "Es geht doch um den Menschen dahinter!" nachträglich in die Liste meiner persönlichen Schlüsselsätze auf. Im Post "Total verzerrte Wahrnehmung" komme ich darauf zurück: "Ich bin nicht nur mein Aussehen, mein Körper. Ich bin viel mehr: Nämlich lustig, verlässlich, liebevoll, ernsthaft, nachdenklich, schwach, stark, kreativ und belesen, energiegeladen, erfahren, manchmal langsam im Denken, manchmal schnell, ich bin empathisch, ich werde geliebt und ich liebe, oft bin ich klug und manchmal blöd, ich bin unternehmungsfreudig, eine fürsorgliche Freundin und eine Netzwerkerin und bestimmt noch Vieles mehr." Vielleicht finde ich noch weitere dieser Perlen. Sie helfen mir durch schwere, unsichere Zeiten.

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Letzte Aktualisierung: Sonntag, 27.05.2018

Sonntag, 20. Mai 2018

Über das Zunehmen

Vive le moment.

Die Sache mit dem Gewicht


Bei meiner Essstörung geht es nicht nur ums Gewicht, aber zu einem wesentlichen Teil. Die Zahl auf der Waage manifestiert Sieg oder Versagen. Und dahinter steckt immer: Was werden nur die anderen denken? Bestehe ich ihrem kritischen Blick? 

Das Äußere ist existenziell.

Ich. 2014.
Egal, was mein wunderbarer Therapeut sagt. Seine Worte: "Es geht doch um den Menschen dahinter!" verklingen unverstanden. Beziehungsweise meine Vernunft lässt das Argument ausschließlich für andere gelten. Nicht für mich. So fahre ich mit sehr gemischten Gefühlen zu einem großen Familienfest in Deutschlands Norden. Vielen der Gäste bin ich seit Monaten oder gar Jahren nicht begegnet. Was werden die wohl denken, wenn sie mich so sehen? Ich wiege gute 15+ Kilo mehr als vor ein paar Jahren noch. Die Vorfreude auf das Wiedersehen verblasst deutlich angesichts meiner Angst vor den vermutlich bissigen und gehässigen Gedanken, möglicherweise gar Kommentaren, der Familie. Und diese Angst ist nicht ganz unbegründet, fußt sie doch auf eigener, bitterer Erfahrung. Außerdem habe ich inzwischen mitgelitten und der Dokumentation "Embrace" entnommen, welch' boshaften Anfeindungen die Autorin auf Grund ihres Aussehens ausgesetzt war (ist?). Ganz und gar unglaublich. Hinzu kommen meine eigenen vernichtenden Gedanken über mein Aussehen. Für mich kommt es anders: Das Fest wird ein großer Spaß, ich durchtanze die Nacht - und bekomme Komplimente. Unerwartet schön, dieses Gefühl, ich kann die Aufmerksamkeit des Außen annehmen. Das ist neu für mich. "Vive le moment", sogar in füllig!

Donnerstag, 17. Mai 2018

Du bist schön

Strahlen von innen.

Embrace


Der Film von Taryn Brumfitt beeindruckt mich nachhaltig. Eine Empfehlung. Du bist schön, wir sind schön.

Der Hintergrund.

Der Film erschien 2017. Er lief exakt 2 Tage im Stuttgarter Programmkino. Gerne hätte ich ihn schon letztes Jahr gesehen, doch da war ich noch nicht so weit: Eine Frau dokumentiert ihre Suche nach Antworten auf die Fragen, warum Frauen ihre Körper nicht nur nicht mögen, sondern sogar hassen. Warum Frauen so viel Zeit und Aufwand betreiben, ihre Körper zu formen und dabei oft Unmögliches zu erreichen versuchen. Warum sie so leiden, dass sie krank werden. Warum sie sich ständig vergleichen, anstatt bei sich zu bleiben.

Fehltritt oder Rückfall: Mit neuer Kraft

Erhellende Effekte


Wie eine simple fiebrige Bronchitis mir meine Bedürfnisse aufzeigt und mich meinem Körper noch ein Stück näher bringt. Eine Ergänzung zum voran gegangenen post "Über das Spüren".

Eine Übung: Körpersignale verstehen.

Tatsächlich bin ich richtig krank geworden. Vermutlich hat mich mein Körper aus dem Verkehr gezogen und zur Pause gezwungen. Inzwischen helfen mir Antibiotika durch den Tag und Codeintropfen durch die Nacht. Widerwillig nehme ich also (weitere) Medikamente. Sie wirken, ich fühle mich besser, kann wieder aufstehen und habe Appetit. Apropos Appetit: Mein Körper vermittelt recht deutlich, was er braucht. Ich habe Lust auf Gesundes, nicht auf Fettiges oder Süßes. Der Drang nach diesem Mehr-Mehr-Mehr an Essen ist kaum vorhanden. Nur einmal, gestern, bin ich über die übrig gebliebenen Pfannkuchen für meine
Unter anderem.
Kinder hergefallen. Blitzartig war dann der Gedanke an ein schnelles Erbrechen in meinem Kopf; ich war alleine, das Klo zog und zerrte an mir als wäre ich ein Flummi am Band. Loswerden-Loswerden-Loswerden, Abnehmen-Abnehmen-Abnehmen, Weitermachen-Weitermachen-Weitermachen, alles bekannt. Jedoch: Mein Widerstand war stärker! Zunächst inneres Entsetzen, sofort der Gedanke an den Zeiger auf der Waage, dann: Ein cooles Gefühl. Ich werde kraftvoller, mein Widerstand wird verlässlicher. Und das, obwohl ich körperlich krank bin. Irgendwie widersinnig. Und gut-gut-gut!



Den Rückfall abgewendet - aber wie?

Es bleibt die Frage: Wie habe ich das geschafft, wie kann ich diesen Widerstandsmoment reproduzieren? Ich glaube, zum einen bin ich viel zu schlapp zum selbst induzierten Erbrechen. Zum anderen ist mein Magen-Darm-Infekt gerade erst überwunden. Zum dritten waren die Pfannkuchen lecker und selbstgemacht, mit viel Mühe auf klapprigen Beinen; und ich habe sie nicht verschlungen sondern beinahe langsam gegessen; außerdem waren es nur 2. Viertens hatte ich Medizin im Bauch, die oral genommen wirken sollte. Eine lange Liste situationsbedingter Ursachen. Doch was ist der innere, der tiefere Grund für meinen gelungenen Widerstand? Vermutlich ist es dieser: Ich habe räumlichen Abstand zwischen das Flummi-Ich und die Toilette gebracht. Ich habe nachgedacht, mein Bewusstsein aufgerüttelt und erreicht. Dann habe ich gehandelt und Wasser getrunken, mich wieder ins Bett gelegt. Das klingt einfach, nicht wahr. Bestimmt macht mir der Widerstand nächstes Mal noch weniger Mühe, wenn mich das Mehr-Mehr-Mehr überfällt.

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Donnerstag, 10. Mai 2018

Über das Spüren

Gut-zu-mir-Sein.

In Kontakt mit mir selbst.


Ich bin krank, körperlich. Und ich lerne in der Rückschau viel über mich aus diesem Elend: Ich fühle mich in Kontakt mit mir selbst, vielleicht zum ersten Mal.

Unerwartet schlapp und müde.

Den gestrigen Arbeitstag und das anschließende Mittagsprogramm habe ich noch geschafft, mit gutem Appetit gegessen, alles geregelt. Dann plötzlich liege ich auf der Dachterrasse in meinem Sessel, komme kaum noch hoch. Ich fühle mich diffus schlecht, aber nicht so wirklich - und doch auch gar nicht gut. Ich schiebe diesen Zustand als Ausdruck von Erschöpfung auf mein fehlendes Wochenende, weil ich zwei Tage unterwegs war. Und bleibe einfach liegen, überlasse die Kinder ihrem munteren Tun. Keine Wäsche, kein Putzen oder Aufräumen und Einkaufen.

Donnerstag, 3. Mai 2018

Über das Haben-Müssen

Gier, gierig, am Gierigsten.


Ein Beitrag auf den Seiten der Filderklinik klärt meine Gedanken, zementiert mein Verhalten und lässt mich verzweifelt hoffen.

Über das Haben-Müssen.

Schwarz auf weiß.
Schon lange bemerke ich diese Maßlosigkeit an mir. Sie erschüttert mich zutiefst. Ich bin ihr ausgeliefert. Aber: Mein Widerstand wurde über die Jahre stärker, die Maßlosigkeit verlagert sich noch mehr vom Mich-Quälen-Müssen auf das Haben-Müssen. Ist das also besser? Ja, ich denke schon, da ich so zumindest die physischen Schädigungen aufhalten kann. Allerdings: Die Scham bleibt. Und das wiegt schwer. Diese Scham, das Gefühl des Versagens, kann ich schlecht ertragen; ich verbleibe im Kreislauf von Verzweifeln und Zudeckeln und Schämen.

Montag, 23. April 2018

Überraschungsgrausen

Wunderbarer Horror.


Herzliches Willkommen. Schockschwere Not. Schnappatmung - Alarm! Blinkende Verbotsliste. Liebevollster Empfang. Mein großgewordener, ältester Sohn. Das Kümmern aushalten. Die Liebe annehmen, egal wie. Mitmachen. Mein Kind retten. Mich retten.

Überraschungen...

... sind nicht so meins. Ich bin abhängig von entsprechender Vorbereitung. Insbesondere wenn es ums Essen geht (3 geplante Mahlzeiten zu festen Uhrzeiten) oder ums Wiegen (immer dienstags und freitags) oder um Sport (montags und mittwochs und manchmal samstags) oder oder oder. Ich funktioniere nur mit Standards, die ich einhalten muss. Sonst wird die Nahrungsaufnahme ruckzuck zur Gefahr, der Bedarf zu groß, reißen meine Halteseile. Natürlich bin ich im Laufe meiner Therapie-Jahre durchaus geübter geworden im Umgang mit Planänderungen, nach wie vor sind sie jedoch eine große Herausforderung für mich.

Sonntag, 15. April 2018

Schlüsselsätze: Trick 17

Beiläufig und unerkannt, doch so wesentlich.


Wie wichtige Worte scheinbar unendlich lange brauchen, um bei mir anzukommen. Heute kapiere ich, was mir vor ein paar Wochen mitgegeben wurde. Weiterlesen erneut auf eigene Gefahr.

Wie geht's, wie steht's?

Ganz gut soweit, danke. Und selbst? Schnell abgelenkt, ist besser so. Ich will ja nicht die ewig gleiche Leier erzählen. Und lügen möchte ich auch nicht. Und, es stimmt ja auch: Ganz gut soweit, danke. Ich habe allerdings viel mehr Interesse an der Antwort meines Gegenübers, als dass ich selbst erzählen möchte. Hinterher denke ich: Das war wieder ziemlich perfekt. Ich habe zwei Seiten; die eine ist richtig stark, die andere ist ganz und gar bedürftig. Die bedürftige Seite kann ich nicht ertragen, weil ich nicht weiß, wie ich ihr gerecht werden soll, wie ich sie füttern soll. Darum blende ich sie aus, verstecke sie durchaus. Darin bin ich richtig gut geworden in all' den Jahren. Ich habe mich hart gemacht. Mein Interesse am Außen ist echt, das erspart mir den Blick ins eigene Innen. Ganz gut soweit geht's mir also, danke sehr. 

Und dann krieg' ich das Kotzen.

Freitag, 30. März 2018

Auf dem (Frauenkreuz)Weg

Mitgestalten und Abladen


Wie mich Zufälle und Fügungen den Evangelischen Frauen in Württemberg nahe bringen und worin es (zunächst) mündet.

Abschied.

Die letzten beiden Wochen waren in meinen Gedanken und Gefühlen völlig überdeckt vom Tod meiner Freundin Kirsten. Dieser Verlust erscheint so ungerecht und fürchterlich, dass mir die Worte fehlen. Wie kann mein Herz nur derart unvorbereitet sein, obwohl der Verstand im Vorfeld Zeit genug fürs Begreifen hatte? Alles in mir wehrt sich gegen das Verstehen!

Entwicklung.

Letzten Sommer hatte ich ein Seminar besucht, dort Zeit zum inspirierenden Gespräch zwischen den Schulungsblöcken gefunden, Ideen gesponnen: Ich wollte mitmachen beim ökumenischen Frauenkreuzweg in Stuttgart. Ich war auf einen Zug aufgesprungen, der nun für mich viel zu schnell fuhr. Auf einmal werde ich gebeten zu liefern, muss mich nackig machen vor der Öffentlichkeit, bekomme Angst vor meinem eigenen (Über-)Mut.

Auf dem Frauenkreuzweg, auf dem Weg.

Und jetzt ist es wieder soweit, es wird Ostern. Völlig verdrängt, passt das Fest plötzlich zu mir und zu meiner Stimmung. Denn zunächst ist heute Karfreitag. Ich begebe mich also auf meinen ersten Frauenkreuzweg. Jesus ist am Kreuz gestorben, auch für mich. Auch für mich? Gar nicht so sattelfest im Glauben, habe ich viele Fragen. Ich fühle mich getragen von den Frauen und Männern um mich herum, von der Musik, so dass ich mich trauen kann, vorzutragen, was ich zu sagen habe. 

Hinterher.

Ich komme nach Hause, brauche zuvor den Cappuccino im Café und die Fahrt in der U-Bahn zum Sammeln und Nachdenken. Zwei Stunden zuhörend und schweigend Unterwegssein durch die Stadt mit Ziel und Abschluss in der Hospitalkirche hinterlassen Eindruck. Ich fühle mich sortierter, ruhiger. Ich glaube, ich habe eine ganze Menge Ballast in der Hospitalkirche gelassen. Mir kommen die Tränen, so Vieles ist abzuladen. Es ist nicht alles gut. Doch es wird Ostern, auch für mich.

Mein Vortragstext zum Nachlesen: Station 3, Essstörungen.

Ort: Marktplatz/Ecke Schulstraße

„Mama, toll, Du hast wieder Nutella gekauft!!“

Mittwoch, 28. März 2018

Abschied

Abschied - endgültig. Endgültig?


So endgültig.
Heute ist Mittwoch. Am Montag, also vorgestern, mussten wir Abschied nehmen von Kirsten. Vor 10 Tagen ist sie gestorben. Man sagt, ein Mensch erliegt seiner schweren Erkrankung. Man denkt, vielleicht ist es besser so: Jetzt muss sie nicht mehr leiden, nicht mehr kämpfen. In echt ist die Situation völlig irreal, surreal, ein furchtbar schlechter Traum, der mich nicht schlafen lässt. Wenn es mir so geht, wie mag es dann für ihren Mann wohl sein. Es ist kaum zum Aushalten. 
Trotz aller Vernunft im Kopf bleibt das Loch im Herz. 
Ich will versuchen es zu füllen mit Erinnerungen.

Dienstag, 6. März 2018

Pausen-Notiz

Danke!

Ich mache Blog-Pause.


Mit akuter Depression, Bulimie und massivem Tinnitus mache ich Pause vom Schreiben. Ich kläre die Dinge, die mich belasten. Der Alltag muss ja auch noch funktionieren. Dafür brauche ich meine gesamte Energie. Parallel arbeite ich an Texten für den Blog: Entscheidungen, Tagesstruktur, Ernährungsberatung, Therapie, neue-alte-neue Erkenntnisse. Es bleibt spannend. Bald mehr!

Montag, 26. Februar 2018

Nachtrag

Nochmal zurück zum: Zufriedensein


Wegekreuz.
Einige Gedanken zum Zufriedensein, diesmal explizit bezogen auf das Essen. Ich bin im Augenblick tatsächlich gar nicht heiter und beglückt, wenn es ums Essen geht. Sondern eher sehr verzweifelt, weil ich - heute wieder - an die Bulimie angedockt habe. Es passiert immer schneller, häufiger. Mehr denn je stehe ich am Wegekreuz: Zurück in alte Muster oder Weiterkämpfen. Fragezeichen. Beschreibung eines Essanfalls mit Ursachenforschung
Achtung: eklig.

Freitag, 23. Februar 2018

Reinfall

Auf ganzer Linie versagt.
Tatsächlich?


Nachtrag zum letzten post. Trotz aller Vorbereitung, trotz allen Durchhaltens während des Tages bin ich am Abend in die Falle getappt. Ein kurzes Nackigmachen. Ein kurzes Nachdenken über die Weisheit Viktor E. Frankls an der Tür zum Seminarraum.
 

Ich habe es heute nicht geschafft. Ich bin reingefallen.

So diszipliniert bin ich durch den Tag gegangen, es war auch gar nicht schwer: 3 gute, ausgewogene Mahlzeiten, keine Butter-Brezeln oder Kekse in den Kaffeepausen während des Seminars. Ein Erfolg auf ganzer Linie. Bis ich nach Hause kam. Mein Jüngster hatte Pfannkuchen gebacken und umfangreiche Reste produziert. Sehr süß, sehr zuckrig und sehr schokoladig. Obwohl ich ausreichend satt war, bin ich darüber hergefallen. Leider hatte ich zuvor bereits - als einzige Süßigkeit des Tages gedacht - vier Kekse und zwei Stücke Schokolade zum Nachtisch gegessen. Fatal. Ich war schon auf dem Süß-Trip. Also noch ein kleiner Pfannkuchen und noch einer und noch einer und... Mein Hirn setzt aus, ich schmecke nichts mehr, will nur noch mehr und mehr und mehr... Und lande vollgestopft auf dem Klo. Die Entscheidung war schon nach dem ersten Pfannkuchen gefallen. 

Donnerstag, 22. Februar 2018

Zufrieden sein wie Pumuckl

Weitsicht.

Den Tag nochmal gedreht. Gerade so.


Meine Gedanken fahren Karrussell, der Kopf ist leer, zufrieden sein ist schwer. Und was sich reimt, ist gut. Sagt Pumuckl. Der Tag ist mir entglitten, aber ich habe ihn gerade gebogen.

Der Kobold mit dem roten Haar.

"Hurra, hurra, der Pumuckl ist da. Schwupp, schon ist die Feile weg - wer hat sie wohl weg versteckt? Hurra, hurra, der Pumuckl ist da!" Meister Eder und sein Pumuckl sind Figuren meiner Kindheit und ich wollte immer der Pumuckl sein: frech, wortgewandt, verrückt, ärgernd, witzig und innig verbunden mit seinem Meister Eder. Ja, der Pumuckl, der konnte sich unsichtbar machen, welch' wunderbare Gabe! Der Meister baute ihm ein Bett und eine Schaukel, er rieb sich an und kümmerte sich um ihn. Pumuckl war sehr zufrieden.

Sonntag, 18. Februar 2018

Wahre Worte

Offen sein für Impulse


Ein Riesenfortschritt ist, dass ich wieder Bücher lesen kann: große, dicke Wälzer. Gerne Fachliteratur, am liebsten jedoch Krimis. Inhalte erschließen sich, ich muss Sätze nicht mehrfach lesen und verschlinge die Bücher regelrecht. So bleiben die Worte nicht leer, überall entdecke ich Neues, ganz nebenbei. In Zeiten meiner Depression, Angststörung und massiv praktizierter Essstörung ging diesbezüglich gar nichts. Ich atme auf. Und nehme wahr. Verstehe größere Zusammenhänge.

Wahre Worte in einem Kriminalroman 

Karin Slaughter, "Blutige Fesseln", Weltbild Verlag, 2016. Die Sprache liegt mir nicht, ich empfinde sie in Teilen als vulgär, platt, sexistisch, starke Geschlechterstereotypen widerstreben mir. Jedoch: Der plot ist phantastisch, überraschend, spannend, fesselnd, blutrünstig, auch gesellschaftskritisch. Und psychologisch interessant. Ein (langes) Zitat, S. 534, 1. Absatz:

"Du weißt, was ich meine", entgegnete Tessa. "Ich sehe dich vor mir, wie du ganz ganz stoisch und logisch bist und ihn glauben lässt, das Ganze sei eine Art mathematisches Problem mit einer Lösung x oder y, während du innerlich halb stirbst. Aber du schaffst es nicht, ihn das wissen zu lassen, weil du befürchtest, du könntest wie ein Ritterfräulein in Nöten wirken." Sie hielt inne, um Luft zu holen. "Schau, nichts ist falsch daran, ein Ritterfräulein zu sein. Es geht hier gar nicht um Mann oder Frau. Es geht um menschliche Bedürfnisse. Du kümmerst Dich gern um ihn. Du hast gern das Gefühl, gebraucht zu werden. Es ist keine Sünde, wenn du Will das Gleiche in Bezug auf dich zugestehst. (...) Du musst ihm zeigen, wie du dich fühlst."

Erkenntnis? 

Sogar, wenn ich Pause mache, d.h. Zeit zum Lesen habe, begleiten mich also meine Lebensfragen. Ich werde mit dem Kopf darauf gestoßen. "Du musst ihm zeigen, wie du dich fühlst." Dieser Satz lässt sich übertragen auf meinen Mann, auf Freunde, meine erweiterte Familie. Ich bin wieder offen für Impulse. Jetzt muss ich was draus machen. Ich weiß auch schon ungefähr, wie und was. Mir fehlt nur immer noch der Mut. Und das ist feige. Mist.

Freitag, 16. Februar 2018

Allein zuhause

Sofa-Pause. Pausen-Sofa.

Ein Jubelruf.


Nicht 7 Wochen ohne, aber 4 Tage ohne. Ohne Mann und ohne Kinder. Alleine zuhause. Ohne Termine, ohne Arbeit. Was diese Auszeit für mich bedeutet.

Zum ersten Mal seit 14 Jahren...

... bin ich alleine. Nicht in der Klinik im Doppelzimmer, nicht zu einem Seminar im Hotel oder zur Auszeit in der Pfalz, sondern ganz alleine daheim. Nicht für 15 Minuten oder 2 Stunden, aber für 3 Nächte und 4 ganze Tage, für 72 Stunden und ein bisschen was. Ich liebe meine Familie, ich liebe meine Kinder und mein turbulentes Leben. Jedoch, die letzten Jahre haben mich platt gemacht. Sie bringen Seiten an mir zum Vorschein, die ich nicht mag. Diese Jahre zeigen mir, was ich alles kann - und was ich nicht mehr kann. Auch, was ich nicht mehr will. Sie haben mich verändert, erwachsen werden lassen und mich hart im Umgang mit mir selbst und mit anderen gemacht. Ich bin reifer geworden und vor allem viel gesünder. Trotz mancher Widrigkeiten bin ich dankbar für diese Zeiten und stolz, dass ich so lange durchgehalten habe.

Sonntag, 11. Februar 2018

Buchtipp aus der Welt des Zen

Back to the basics

Ein Buch verändert - vielleicht und hoffentlich und möglicherweise - meine Sicht auf das Essen. Warum der Weg doch noch weiter geht.

Auf der Wanderung.

In den Religionen, die mir begegnen, spielt das Essen, insbesondere das Brechen des Brotes beim Abendmahl oder der Ramadan mit anschließendem Fastenbrechen, aber auch Spezialitäten wie bspw. Matze oder Reisbrei, Kartoffelsalat mit Würstchen oder freitags Fisch statt Fleisch, eine große Rolle. Während meines mehrmonatigen Aufenthaltes in Atlanta/USA durfte ich an einem Chanukka-Fest teilnehmen. Das empfand ich als große Ehre. Auch mein 1. heimliches Abendmahl als evangelischer Gast in einer erz-katholischen Kirche war toll. Stets ist Essen wichtig, dafür danken wir im Gebet. Viel zu viele Menschen auf unserer Erde müssen hungern. Mein inneres Ich-Mich kann diese tiefe Bedeutung des Essens einfach nicht erfassen. Diese Ehre nicht wertschätzen. Den Segen der vollendeten Versorgung nicht als Glück empfinden. Doch neugierig lese ich viel und bin sogar im Geolino meiner Kinder darüber gestolpert. Und jetzt in einer Bahnhofsbuchhandlung:

"Einfach Essen" von Thich Nhat Hanh.

Ein kleines Büchlein im A5-Format. Meine Freundin animierte mich, die Augen offen zu halten nach einem buddhistischen Zen-Meister: Thich Nhat Hanh. Und schon auf dem Rückweg von meinem inspirierenden Wochenende in der Pfalz bin ich ihm in der Bahnhofsbuchhandlung begegnet. Welche Fügung! In Auszügen: "Die Küche wird zu einem Ort meditativer Praxis." "Wenn Sie ein Stück Brot achtsam kauen, ohne zu denken, erkennen Sie sehr genau, was dieses Stück Brot enthält. Und darum sind Sie wahrhaft verbunden mit dem ganzen Leben (...)." "Essen ist eine Übung. Diese Übung sollte für uns, unseren Körper und unseren Geist nährend sein. (...) Von daher sollten Sie aufmerksam sein und die Absicht haben, wann immer Sie essen, in Freiheit zu essen." "Essen sollte Freude machen." "Für Familien ist es wunderschön, das Glück zu erleben, das durch das gemeinsame achtsame Essen entsteht."

Mein Fazit.

Ich will es versuchen. Das Büchlein ist so einfach geschrieben und enthält neben den klaren Sätzen zum Essen und zur Zubereitung desselben auch kleinere Meditationsübungen. Also will ich versuchen, diese vielfältigen Aspekte des Essens zu betrachten. Vielleicht gelingt es mir - nicht ganz oder gar nicht, sondern sozusagen häppchenweise. Erstmals back to the basics, vielleicht (auch) mithilfe der Magie des Zen-Buddhismus?

Zeit für eine Pause

Umbrüche. Abschiede. Ich ziehe mich zurück, der Blog macht Pause. Gründe dafür gibt es viele, der Wichtigste: Mit dem Essen komme ich zurech...